Spaß, verdorbener   - Ich bin Ihnen eines Tages bei Monsieur Mounnezergues begegnet, sagte Pierrot, um zu zeigen, daß ihn das Gespräch interessierte.

~ Kennen Sie ihn? fragte Pradonet höflich.

- Ein wenig.

- Wie seltsam, sagte Pradonet. Und das Grab, kennen Sie das etwa auch?

- Das will ich meinen, antwortete Pierrot.

- Und ich erst, seufzte Pradonet, und ob ich es kenne ... Ohne das Grab hätte ich hier einen Juxpalast errichtet, wie es in keinem Erdteil einen gibt. Ach, das wäre was geworden! Sieben Stockwerke von oben bis unten hatte ich vorgesehen. Alle Spiele wären hier zu finden gewesen, alle Possen, alle Scherze, alle Mystifikationen, alle Attraktionen, alle Zeitvertreibe ... Von einem Ende des Jahres bis zum andern und von der Mitte des Tages bis zur Mitte der Nacht hätten sich Menschenmassen in dieses unerschöpfliche Treiben gestürzt, das teils Lachen, teils Geilheit hervorgerufen hätte. So fröhliche Schreie hätte sie ausgestoßen, diese Menschenmenge, daß der Donner meiner Lautsprecher sie nicht hätte übertönen können ... Und da mußte nun zwanzig Jahre früher ein poldevischer Prinz ausgerechnet an dieser Stelle sterben! Und ein Wachsmodelleur mußte sich dem Frieden seiner Asche weihen! Diese Kapelle, Monsieur, war eine Mine, die man unter meine Luftschlösser gelegt hatte. Und piff, paff, bumm, eines häßlichen Tages krachte alles zusammen. Ich war vollkommen wehrlos gegenüber den unheilvollen Komplotten meiner perfiden Gegner. Da ich dieses babylonische Gebäude, das ich erbauen wollte, nicht in seiner ganzen Vollkommenheit ausführen konnte, da sollte doch, verflucht und zugenäht, gleich alles zum Teufel gehen und Voussois die Witwe Prouillot heiraten und auf dem verkohlten Gelände dessen, was einst der Uni-Park war, seine freundliche Arche Noah landen. Ich habe mich nicht einmal gewehrt, nein, Monsieur, ich habe mich nicht einmal gewehrt... Ach! Monsieur, ach! Monsieur, ach! . . . Dieser Voussois ist nicht nett zu mir gewesen ... Er hat mich sehr erzürnt. .. Ach! Monsieur, ach!...

Er öffnete zwei- oder dreimal den Mund, ohne einen Ton herauszubekommen, ähnlich dem Fisch, der am Boden der Boote stirbt, dann brüllte er laut auf und brach heftig schluchzend in Pierrots Armen zusammen. Pierrot mußte ihn einige Augenblicke halten, bis er sich beruhigt hatte; dann gingen sie schweigend bis zur Rue du Pont und dort trennten sie sich.  - Raymond Queneau, Mein freund Pierrot. Frankfurt am Main 1964 (zuerst 1942)

Spaß

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