paß   Einen Spaß muß ich dir doch erzählen, den ich neulich im Cäcilienkloster angerichtet habe. Ich treffe das Kloster auf meiner Wanderschaft so gegen die Dämmerung, und da ich eben den Tag noch keine Patrone verschossen hatte, du weißt, ich hasse das diem perdidi auf den Tod, so mußte die Nacht noch durch einen Streich verherrlicht werden, und sollts dem Teufel um ein Ohr gelten! Wir halten uns ruhig bis in die späte Nacht. Es wird mausstill. Die Lichter gehen aus. Wir denken, die Nonnen könnten itzt in den Federn sein. — Nun nehm ich meinen Kameraden Grimm mit mir, heiß die andern warten vorm Tor, bis sie mein Pfeifchen hören würden, — versichere mich des Klosterwächters, nehm ihm die Schlüssel ab, schleich mich hinein, wo die Mägde schliefen, praktizier ihnen die Kleider weg, und heraus mit dem Pack zum Tor. Wir gehn weiter von Zelle zu Zelle, nehmen einer Schwester nach der andern die Kleider, endlich auch der Äbtissin. — Itzt pfeif ich, und meine Kerls draußen fangen an zu stürmen und zu hasselieren, als käm der Jüngste Tag, und hinein mit bestialischem Gepolter in die Zellen der Schwestern! — Hahaha! — da hättest du die Hatz sehen sollen, wie die armen Tierchen in der Finstere nach ihren Röcken tappten, und sich jämmerlich gebärdeten, wie sie zum Teufel waren, und wir indes wie alle Donnerwetter zugesetzt, und wie sie sich vor Schreck und Bestürzung in Bettlaken wickelten, oder unter dem Ofen zusammenkrochen wie Katzen, andere in der Angst ihres Herzens die Stube so besprenzten, daß du hättest das Schwimmen drin lernen können, und das erbärmliche Gezeter und Lamento, und endlich gar die alte Schnurre, die Äbtissin, angezogen wie Eva vor dem Fall — du weißt, Bruder, daß mir auf diesem weiten Erdenrund kein Geschöpf so zuwider ist als eine Spinne und ein altes Weib, und nun denk dir einmal die schwarzbraune, runzligte, zottigte Vettel vor mir herumtanzen, und mich bei ihrer jungfräulichen Sittsamkeit beschwören — alle Teufel! ich hatte schon den Ellbogen angesetzt, ihr die übriggebliebenen wenigen Edlen vollends in den Mastdarm zu stoßen — kurz resolviert! entweder heraus mit dem Silbergeschirr, mit dem Klosterschatz und allen den blanken Tälerchen, oder — meine Kerls verstanden mich schon — ich sage dir, ich hab aus dem Kloster mehr dann tausend Taler Werts geschleift, und den Spaß obendrein, und meine Kerls haben ihnen ein Andenken hinterlassen, sie werden ihre neun Monate dran zu schleppen haben. - Spiegelberg, in: Friedrich Schiller, Die Räuber (1781)

Spaß (2)  Streckfuß, Austräger in einem Warenhaus, der immer so schief daherschlampte, wie gebückt, keine militärisch korrekte Figur (weshalb er dir einer der liebsten ist), der machte sich den Spaß und drückte seine Zigarette in den ausgewischten Aschenbecher, als der Rapp Eugen Zimmerdienst hatte und dem Unteroffizier Sippl Meldung machte: »Stube sauber!«. Da lag dann Streckfuß' Zigarettenstummel im gläsernen Aschenbecher, und Sippl schrie: »Falschmeldung! Sie kommen vor das Kriegsgericht!«. Dann stellte sich Sippl aufs Katheder, stützte sich aufs Pult und sagte: »So viele Weiber, wie ich durchgezogen habe, hast du niemals durchgezogen. Aber schlau mußt sein, denn haust du einer den Kaas eini, dann muaßt den Vater machen! Vastehst mi?« Und Rapp Eugen verstand den Sippl, der früher Bauernknecht gewesen war.  - Hermann Lenz, Neue Zeit. Frankfurt am Main 1979 (st 505, zuerst 1975)

Spaß (3)

Alter Spaß

Ja – meine Sonnenkälber
Sind mit Öl begossen,
Sind naß wie Badelaken
Und erweichte Schrippen.
Ich weiß mit diesen feuchten
Märchenweltschleimtieren
Nichts anzufangen – nichts.
Solche alten Späße
Sind doch eigentlich abscheulich.

- Paul Scheerbart

Spaß (4)  »Schön«, sagte Malin nach kurzem Bedenken, »hat es Ihnen gefallen, den Kardinal zu spielen, als Sie die Rolle schließlich übernahmen? Hatten Sie Freude daran?«

»So wahr Gott lebt, das hatte ich, Madame«, erwiderte Kasparson, »einen guten Tag und eine gute Nacht. Denn nun habe ich lange genug gelebt, um das eine zu lernen: dem Teufel die Zähne zu zeigen, wenn er mich angrinst. Wie, wenn nun dies, dem Teufel die Zähne zu zeigen, wenn er uns angrinst, der einzige, höchste und wirkliche Spaß wäre, den es überhaupt gibt? Und wenn alles andere, was die Leute Spaß nennen, nur ein Schatten davon wäre? Dann ist es eine Kunst, die zu lernen sich verlohnt.«

»Ich auch, ich auch!« rief Malin, nicht laut, aber mit einer hellen, klingenden Stimme, wie Lerchenjubel, der sich erhebt. Und als wolle sie mit aufsteigen, richtete sie sich gerade, in der mühelosen und edlen Art einer Dame, die eine angenehme Unterhaltung beendet und das Zeichen zum Aufbruch gibt. »Ich - habe ihm auch die Zähne gezeigt. Es ist eine Kunst, die zu lernen sich verlohnt.«

Der Schauspieler hatte sich, auf die ritterlichste Art, mit ihr erhoben, er stand neben ihr. Sie sah ihn mit strahlenden Augen an. »Kasparson, du großer Schauspieler«, sagte sie, »du Bastard des Egalité, küsse mich!«

»Nicht doch, Madame«, wehrte Kasparson, »ich bin krank, mein Mund ist giftig.«

Malin lachte und sagte: »Heute nacht frage ich den Teufel danach.« Sie sah in der Tat aus, als ob Gift ihr nichts mehr anhaben könne. Ihr Totenkopf war wenig einladend zum Küssen, aber sie wollte ihren Kuß haben und sagte langsam und mit der ihr eigenen Anmut, den Mann vor ihr nicht aus den Augen lassend: »Fils de St. Louis, montez au ciel!« Der Schauspieler nahm sie in seine Arme, er hielt sie sogar fest umarrnt und küßte sie. So ging die stolze alte Maid wenigstens nicht ungeküßt ins Grab.  - (blix)

Spaß (5)  

Freude Unterhaltung
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