Sozialrevolutionär  Das Schicksal der Genossen, von denen ich im Herbst 1906 schied, war folgendes:

1. Boris Uspenskij und Maria Chudatova schieden aus der Terrorarbeit aus und leben jetzt unter ihrem eigenen Namen in Rußland.

2. Vladimir Vnorovskij und seine Frau Margarita Grundi fuhren nach dem mißglückten Attentat auf General KauFbars ins Ausland.

3. Valentina Kolosova-Popova fuhr ebenfalls ins Ausland.

4. Boris Gorinson nahm nach dem mißglückten Attentat auf den General Kaul'bars an Terrorversuchen in der Provinz teil. Er wurde im Sommer 1908 in Moskau verhaftet.

5. Pavla Levinson arbeitete nach ihrer Rückkehr aus Odessa in der von Azef wiederhergestellten Kampf Organisation. Gegenwärtig befindet sie sich im Ausland.

6. Vsevolod Smirnov befaßte sich mit allgemeiner Parteiarbeit. Lebt unter falschem Namen in Rußland.

7. Ksenia Zil'berberg nahm teil an den Attentaten auf den General Launitz, den Großfürsten Nikolaj Nikolaevic und den Zaren und fuhr nach den Verhaftungen am 31. März 1907 ins Ausland.

8. Aleksandr Fel'dman nahm 1907 am Attentat auf Stolypin teil und fuhr ins Ausland.

9. Rachel Lourie wurde 1884 in einer vermögenden jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Sie wurde im Gymnasium zu Kovno erzogen, war zuerst Mitglied des jüdischen »Bund« und trat 1904 in die Partei der Sozialrevolutionäre ein. Rachel Lourie hat sich arn 1. Januar 1908 in Paris erschossen.

10. Aleksandra Sevast'janova warf im November 1907 eine Bombe gegen den Moskauer Generalgouverneur Gersel'man. Sie wurde vom Militärkreisgericht zum Tode verurteilt und gehängt.

11. Petr Ivanov erschoß am 28. August 1907 in Pskov den Vorsteher des Algacinsker Zuchthauses, Borodulin. Er wurde vom Kreiskriegsgericht zum Tode verurteilt. Gehängt in Pskov. Seine Biographie ist mir unbekannt.

12. Boris Nikolaevic Nikitenko, der mich im Kutter aus Sevastopol nach Rumänien gebracht hatte, kam Ende 1906 nach Petersburg und trat in die Kampf-Organisation Zil'berbergs ein. Nach dessen Verhaftung bereiteten die Mitglieder der Organisation ein Attentat auf den Zaren vor. Nikitenko wurde zusammen mit anderen Genossen am 31. März 1907 verhaftet. Er wurde in Petersburg vom Kreiskriegsgericht, zusammen mit Naumov, Sinjavskij und anderen, zum Tode verurteilt. Er wurde am 21. August dieses Jahres bei Petersburg, auf der »Fuchsnase«, gehängt. Seine Biographie ist mir unbekannt.

13. Karl Ivanovic Stalberg, der mich nach der Flucht in seinem Hof verborgen hatte, wurde 1907 in Sevastopol' verhaftet. Er starb im Gefängnis.

14. Der »Admiral« erschoß am 23. Dezember 1906 in Petersburg den Petersburger Stadthauptmann, General Launitz, bei der Eröffnung der Klinik für Hautkrankheiten. Nach der Ermordung erschoß er sich sofort.

15. Vasilij Mitrofanovic Suljatickij befand sich bei der Eröffnung der ebengenannten Klinik mit dem »Admiral« zusammen. Er sollte Stolypin erschießen, dessen Ankunft erwartet wurde. Stolypin kam nicht. Suljatickij wurde am 9. Februar 1907 auf der Straße verhaftet. Er wurde vom Kreiskriegsgericht zum Tode verurteilt. Gehängt am 16. Juli desselben Jahres in der Peter-Pauls-Festung unter dem Namen Gronski.

16. Lev Ivanovic Zil'berberg stand seit dem Herbst 1906 an der Spitze der zentralen fliegenden Kampfabteilung, die durch den »Admiral« den General Launitz umgebracht hat. Unter der Leitung von Zil'berberg wurde auch ein Attentat auf Stolypin vorbereitet, ebenso die Sprengung des Zuges, in dem der Oberbefehlshaber der Garde und des Petersburger Militärbezirks, der Großfürst Nikolaj Nikolaevic, nach Zarskoe Selo fahren sollte. Dieses Attentat fand am 13. Februar 1907 statt, schloß aber mit einem Mißerfolg ab: der Täter wurde von der Ochrana auf dem Bahnhof bemerkt.  - Boris Savinkov, Erinnerungen eines Terroristen. Nördlingen 1985 (Die Andere Bibliothek 4, 1985, zuerst 1917)

 

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