orgfalt
In einer wunderschönen Erzählung berichtet uns Gaboriau von
einem Mörder, der einen Selbstmord
inszeniert hatte; es wäre ihm dies auch vollkommen gelungen, hätte es da nicht
noch eine Kleinigkeit gegeben. In jenem wie im vorliegenden
Fall war der Tote ein Linkshänder gewesen; und der Mörder hatte ihm die Pistole
in die linke Hand gelegt; doch die Untersuchungsbeamten
wußten nicht, daß er Linkshänder gewesen war und schöpften Verdacht aus der
scheinbar unkorrekten Inszenierung, das heißt aus dem, was an ihr vollkommen
korrekt war; und dies führte schließlich zur Festnahme des Schuldigen. Doch
wir wollen uns jetzt nicht näher mit der Auserlesenheit dieses vorgegebenen
erzählerischen Themas befassen, das im Endeffekt den Irrtum
zum Instrument, gleichsam zur Substanz der Wahrheit
macht und andererseits nicht nur zeigt, wie sehr peinliche Sorgfalt einem angemessenen
Tun widerspricht, sondern auch geradewegs, wie unwahrscheinlich die Wahrheit
erscheint oder in der Tat ist. - Tommaso Landolfi, Abwärts, nach (
land
)
Sorgfalt
(2) Ein des Mordes an einer schwangeren Frau angeklagter
Postbeamter hat vor Gericht angegeben, er wisse nicht, warum er die Schwangere
umgebracht habe, er habe sein Opfer aber so sorgfältig als nur möglich
umgebracht. Auf alle Fragen des Gerichtsvorsitzenden hatte er immer nur das
Wort sorgfältig gesagt, worauf das Verfahren gegen ihn eingestellt worden
ist. -
Thomas Bernhard, Der Stimmenimitator. Frankfurt am Main 1978
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