ophistik Gorgias beweist in seiner philosophischen Schrift Über das Nicht-Seiende, daß
Sophistik (2) Als man Bion
vorwarf, daß er nicht versucht habe, einen Jüngling für sich zu gewinnen, erwiderte
er: „Es ist nicht möglich, einen weichen Käse mit der Angel zu fangen."
Auf die Frage, wer sich das meiste Leid auflade, antwortete er: „Der, welcher
der Glücklichste zu sein strebt." Bei Gelegenheit der Heiratsfrage - denn
auch dieses Wort wird ihm zugeschrieben - sagte er: „Heiratest du eine Häßliche,
so kann sie dir nicht gefallen, wenn aber eine Schöne, so gefällt sie allen."
Das Alter, sagte er, ist der Sammelplatz der Übel; denn alle Übel suchen da
ihre Unterkunft. Ruhm ist die Mutter von Trübsal. Die Schönheit ist ein fremdes
Gut. Der Reichtum ist der Nerv der Dinge. Von einem, der sich, durch Wohlleben
um seinen Grundbesitz gebracht hatte, sagte er: „Den Amphiaraos verschlang die
Erde, du aber verschlangst die Erde." Ein großes Unglück ist es, Unglück
nicht tragen zu können. Er fand es verkehrt, die Menschen zu verbrennen, als
wären sie fühllos, und sie doch anzurufen, als hörten sie noch. Oftmals sagte
er, es sei besser, seine Jugendschönheit einem andern hinzugeben, als selbstsüchtig
sich den Genuß einer anderen zu verschaffen, denn das wirke schädigend auf Körper
und Seele. Auch äußerte er sich ungehalten über Sokrates
mit den Worten: „Hatte er es auf Alkibiades abgesehen
und enthielt er sich trotzdem, so war er ein Tor; war das aber nicht der Fall,
so liegt in seinem Verhalten gar nichts Außerordentliches." Der Weg zum
Hades, meinte er, sei leicht und biete sich wie von
selbst dar; denn man lege ihn mit geschlossenen Augen zurück. Den Alkibiades
tadelte er mit den Worten: „Als heranwachsender Jüngling machte er die Männer
ihren Weibern abspenstig, als junger Mann die Weiber ihren Männern." In
Rhodos lehrte er, während sich die Athener dort der Rhetorik befleißigten, Philosophie;
als ihm nun einer darüber Vorhalt tat, sagte er: „Weizen habe ich mitgebracht,
und ich sollte nun Gerste verkaufen ?" Die Insassen des Hades, sagte er,
würden härter gezüchtigt werden, wenn sie in undurchbrochenen Fässern Wasser
tragen müßten als in durchlöcherten. -
Bion, nach (
diol
)
Sophistik (3) Und ich habe gefunden: So viel Individuen, so viele Welten. Unser sind ihre Erscheinungen, unser ist ihre Zeit, unser ihr Raum, unser ihre Ursächlichkeit: wir sind die Welt.
Seht, jetzt nehme ich die Zeit - er streckte die geöffnete Hand hoch - presse zusammen, was zwischen ihrem Anfang und ihrem Ende liegt - er krallte langsam die Hand zu -und werfe es unter mich - er schmetterte die Faust nieder.
Füchse, Sophistik! Heißa Sophistik! Jetzt lösen wir ein Geheimnis! Habt ihr schon über die Möglichkeit nachgedacht? - Wähntet ihr nicht damals in der Zeit, eine Handlung als Ausführung eines Gedankens sei möglich, und die andere nicht? Und weswegen war sie unmöglich: weil sie eurer Erfahrung und Logik widersprach. Und was ist denn Erfahrung? - Die, kausal gedachte, zeitliche und räumliche Verbindung zweier oder mehrerer Erscheinungen. Was erfahrt ihr so? - Euch. Wie könnt ihr denn euch durch euch widerlegen? Füchse, Sophistik! Heißa Sophistik! Und was ist eure Logik? Die angenommene Gleichheit gewisser zeitlicher und räumlicher Erscheinungen, und was daraus im Zwange eurer Kausalität folgt. Wie könnt ihr denn abermals euch durch euch widerlegen? - Und wenn ihr die Ausführbarkeit eines Gedankens von einer fernen Zukunft erhofft: haben wir die Zeit nicht niedergerissen und unter unsere Füße getreten? Gedanke und Ausführung sind nicht mehr getrennt, sie sind eins geworden.
So gibt es keine Möglichkeit oder Unmöglichkeit; was ich auch denke, ist
nicht nur ausführbar, sondern schon da, ist schon dadurch geschaffen, verwirklicht
und da. -
Gustav Sack, Ein verbummelter Student. Stuttgart 1986 (zuerst 1918)
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