Hol den Ständer langsam aus dem
Latze, Und bespringe sie mit einem Satze. Unter dir das heiße Fleisch
der Stute. Sorge immer neu für's einzig Gute. |
-
Karl
Krolow
, nach: Dein Leib ist mein Gedicht. Deutsche erotische
Lyrik aus fünf Jahrhunderten. Hg. Heinz Ludwig Arnold, Frankfurt am Main
u.a. 1973
Sonett (2) Es steckte etwas von einem Literaten in Degas, der sich hinlänglich verriet an seinen "Sprüchen", sowie an seinen ziemlich häufigen Zitaten aus Racine oder Saint-Simon.
Bei seinen Bemühungen um das Sonett pflegte er Heredia oder Mallarmé zu Rate zu ziehen, eröffnete ihnen seine Schwierigkeiten, weihte sie ein in Fragen des Gewissens, in die Konflikte des werdenden Gedichts mit dem Dichter. Einmal, so erzählte er mir, wie er mit Mallarmé zusammen bei Berthe Morisot speiste, habe er sich diesem gegenüber beklagt, wie außerordentlich schwer ihm das Dichten falle. "Was für ein Beruf!" rief er aus, "den ganzen Tag habe ich mit einem verwünschten Sonett verloren, ohne auch nur einen Schritt vorwärts zu kommen ... Und dabei fehlt es mir durchaus nicht etwa an den Ideen ... Ich habe Ideen genug ... Ich habe nur zu viele ..."
Und Mallarmé darauf, sanft und tief wie immer: "Aber Degas,
macht man Verse denn mit Ideen? ... Nein, mit Wörtern!"
- (
deg
)
Sonett (3)
Der Hengst vom Parthenon auf seiner Kante kniet, Man läßt dich werden dann zum ekelhaften Schiet, Der wahre Dichter ist in Sprachen
nicht bewandt: Amerika verführt mit Doppelsinn zumal: |
- Raymon Queneau: Hunderttausend Milliarden Gedichte. Frankfurt/M.
1984
Sonett (4)
Allegorisches Sonett Amanda, liebstes Kind, du Brustlatz kalter Herzen, Du Speise meiner Lust, du Flamme meiner Kerzen, Der Tugend Quodlibet, Kalender meiner Zeit, Der Zungen Honigseim, des Herzens Marzipan, |
- N.N.,
nach: Von der Eitelkeit der Welt. Barockgedichte. Hg. Herbert
Heckmann. Berlin 1994
Sonett (5)
SONETTO DEL CHE FARE E CHE PENSARE Che fai? Che pensi? Ed a chi mai chi parla? A chi porgo, a quale ago per riattarla Che pensi tu, ehe mai non fosti, mai Voci d'augei, di rii, di selve, intensi |
SONETT ÜBER WAS? Was tust du und denkst du? Wer denn antwortet
wem? Zu wem, zu welchem Schneider kann ich noch gehen Du warst nie, so kenn ich von dir nur Niegedachtes Die Stimmen der Vögel, der großen Wälder, der Wasser, |
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Gewidmet jeder Art von Siegestaumel. Anmerkung des Autors |
- Andrea Zanzollo, nach
(frac)
Sonett (6)
Sonette aus dem Portugiesischen Nr. 6
Geh fort von mir. So werd ich fürderhin in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr die Schwelle alles dessen, was ich bin, allein betreten. Niemals wie vorher verfügen meine Seele. Und die Hand nicht so wie früher in Gelassenheit aufheben in das Licht der Sonne, seit die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land anwachsen zwischen uns, so muss doch dein Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend. Und was ich tu und träume, schließt dich ein: so sind die Trauben überall im Wein. Und ruf ich Gott zu mir: Er kommt zu Zwein und sieht mein Auge Zweier Tränen tragend.
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- Elizabeth Barrett Browning,
übersetzt aus dem Englischen von Rainer Maria Rilke