Unter den großen Blütengewächsen ist es der Rittersporn, von dem der tiefste Widerhall allen Lichtzaubers kommt. Die Morgenglorie, in der ein Rittersporngarten liegen kann, worin ferne und nahe halbschattige durchleuchtete Massen dieser Blumen in allen Blaus der Welt blühen, entzieht sich in ihren Obertönen nicht nur dem Wort und dem Bilde, sondern auch fast der Erinnerung.
Der Morgenblick beim Frühstück in den lichtdurchbadeten blauen Senkgarten mit den Kletterrosenkaskaden ringsum wirkt ähnlich erregend und lösend wie der morgendliche Anblick der offenen See.
Der Rittersporn im versenkten Blumengarten vor den Fenstern des Hauses
führt uns den Lichtwandel der Tages- und Wetterstunden, den das gewaltige
Gefäß eines Sommertages umschließt, stärker als eine andere Blume zu Gemüte.
Dieses ätherische, uns überragende blaue Geblühe mit der ihm innewohnenden
Kraft, aus sich selbst heraus immer mannigfaltigere, unwahrscheinlichere
Blaus und Blütenbauten hervorzubringen, macht den Garten heiterer als je
und weckt Empfindungen ungeahnter Verwandtschaft von Himmel und Erde. -
Karl
Foerster
, Ein Garten der
Erinnerung. Berlin 1992 (zuerst 1922)
|
||
|
||