olchene Erst
aus dem Frühjahr 1905 kann ein längeres Verhältnis mit einem Manne nachgewiesen
werden, in welchem Haarmann zweifellos der
passive Teil gewesen ist. Der betreffende (um 1916 verstorben) war
ein gräflicher Kammerdiener, namens Adolf Meil, damals schon ein Mann Ende vierzig
(der von seiner ehemaligen Herrin eine Rente bezog, angeblich, weil er „etwas
nachgeholfen hatte", als der alte Graf im Bade einem Schlaganfall erlag
und die junge Gräfin zur Witwe machte). Haarmann
erzählte die Anfänge dieser Bekanntschaft uns folgendermaßen: „Ich komme vom
Jahrmarkt und denke reine gar nichts. Plötzlich redet Einer mich an. Er hat
'ne Brille auf. Er sagt: ,Kommen Sie auch vom Marcht?' Ich denke, das ist ein
Schullehrer. Er nahm mich mit zur Nelkenstraße. Bei der Kranzbinderei von Goslar
bleibt er stehen und sagt: ,Hier wohne ich nun.' Ich ging mit 'rauf. Er kochte
Bohnenkaffee. Er küßt mich. Ich bin schüchtern. Mittlerweile wirds zwölf. Er
sagt: ,Es ist doch schon so spät, schlafe hei mir. Ich tat es. Er machte alles,
was ich noch nicht kannte. Ich kriegt es mit der Angst. Ich habe ihm das ganze
Bett vollgemacht. Danach lernte ich aber hundert solchene kennen." -
Theodor Lessing, Haarmann. Die Geschichte eines Werwolfs. Berlin 1925
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