moking
Zum Abitur ließ mir meine Mama einen Smoking nach Maß schneidern,
und dann brach der Tag an, dessen ich mich ganz besonders schämte, weil ich
im Smoking war, der einzige Schüler der Septima, im Smoking stand ich schließlich
vor der Abiturkommission, während meine Klassenkameraden ganz gewöhnliche Sonntagsanzüge
trugen. Was waren schon die schriftlichen Prüfungen - da saß ich wie alle in
der Bank und bekam die Antworten von den ande'ren diktiert, die neben mir und
hinter mir saßen, oder sie ließen sie mich von einem Schummelzettel abschreiben...
Als ich aber wie ein junger Gentleman im Smoking vor der Kommission stand, war
ich schweißgebadet, dampfte ich aus allen Poren, so sehr schämte ich mich, so
fatal war es mir, daß ich, der an Wissen unbedarfteste Schüler, hier im Smoking
stand, wogegen meine Mitschüler vielleicht deshalb so gelassen waren, weil sie
ihre üblichen Sonntagsanzüge trugen. Schließlich brachte ich stotternd immer
die Antwort hervor, die mir die Kameraden gestikulierend vorsagten, schließlich
kriegte ich sogar etwas über das Bunsenelement zusammen. Und immerfort hatte
ich bei dieser Abiturprüfung das klare Gefühl, durchgefallen zu sein, denn anders
konnte es gar nicht sein. Mit gesenktem Kopf, klatschnaß, hob ich auch dann
noch den Blick nicht, als der Vorsitzende der Prüfungskommission erklärte, daß
ich das Abitur mit genügendem Erfolg bestanden habe. - Bohumil Hrabal, Leben ohne Smoking. Frankfurt
am Main 1993 (BS 1124, zuerst 1986)
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