kythenkrankheit  Nach einer Erzählung Herodots (I., 105) sollen die Skythen, nachdem sie den ältesten Tempel der uranischen Aphrodite in Ascalon (Diodor XIV, 63) geplündert hatten, mit einer furchtbaren Krankheit, die griechisch noudos thêleia genannt wurde, geschlagen worden sein. Das Leiden, das sich auch auf ihre Nachkommen erstreckt haben soll, bestand nach den meisten Quellen in völliger geschlechtlicher Untüchtigkeit, so daß die Skythen zuletzt in Weiberkleidern Frauenarbeiten verrichteten, weiblichen Charakter und auch in ihrem Aeußeren weibliches Gepräge annahmen.

Doch gehen die Meinungen der Forscher über die Art der Krankheit sehr auseinander. Bouhier (Recherches et Dissertations sur Herodot, 207-212) sieht in der Krankheit die Päderastie, wogegen Spengel (Apologie des Hippocrates, Bd. II, 616) Onanie als S. erkannte. P. T. de Girac (Réponse a l'Apologie de Voiture par Costar, 54) hält die S. für Hämorrhoiden, wogegen Mercuridis (Variae lection., lib. III, 64), die S. als den gänzlichen Verlust des Hodens bezeichnet, was die Umwandlung des männlichen Typus in den weiblichen erklären würde. Sauvages (Nosologia meth., Bd. 7, 365), Heyne, Bose, Koray, Friedrich nahmen tiefste Melancholie, also eine Geisteskrankheit für die rätselhafte S. an. Hippokrates glaubt nicht an einen übernatürlichen Ursprung der S., sondern erklärt die Verweiblichung der Skythen mit der Tatsache, daß die Skythen die bei ihnen grassierende Ohrenkrankheit mittels Aderlassen in der Ohrengegend zu heilen versuchten und die dort befindlichen Venen beschädigten, dadurch ihre völlige Impotenz verursachten. Diese nun betrachteten die Skythen als göttliche Strafe und lebten fortan als Weiber in Weiberkleidern.

Die moderne Wissenschaft erklärt die Tatsache der Impotenz mit dem andauernden Reiten der Skythen ohne Sattel, wozu Pendants im Leben gegenwärtiger Völker bekannt sind. Die Anhänger der Theorie von der Existenz der Syphilis im Altertum sehen in der S. die Syphilis und betrachten die S. als besten Beweis ihrer Theorie. - (erot)

Verwandlung Krankheit, physische
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