izilianer, sagt Di Castro, ein Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, »sind im allgemeinen eher schlau als klug, eher heftig als aufrichtig, sie lieben das Neue, sind streitsüchtig, schmeichlerisch und von Natur aus mißgünstig; als scharfe Kritiker der Handlungen ihrer Regierenden halten sie alles für einfach zu verwirklichen, was sie nach eigenem Bekunden an Stelle der Regierenden tun würden. Andererseits sind sie gehorsam gegenüber Recht und Gesetz, treu und stets hilfsbereit gegenüber dem König, den Fremden zugetan und äußerst zuvorkommend beim Schließen von Freundschaften.

Ihr Wesen besteht aus zwei Extremen: Sie sind über die Maßen furchtsam und über die Maßen verwegen. Furchtsam, wenn sie ihre Geschäfte betreiben, denn sie sind dabei sehr auf den eigenen Vorteil bedacht, und um ihr Ziel zu erreichen, verwandeln sie sich in lauter Proteusgestalten, ordnen sich jedem unter, der ihnen den Weg ebnen kann, und werden dermaßen diensteifrig, daß sie zum Dienen geradezu geboren scheinen. Unglaubliche Verwegenheit aber zeichnet sie aus, sobald sie das Gemeinwesen führen; dann handeln sie ganz anders... «

Und zuvor noch hatte er darauf hingewiesen, daß Sizilien für all seine Regierenden verhängnisvoll gewesen sei; denn die meisten von ihnen hätten in diesem Reich ihren guten Ruf in einer Weise eingebüßt, daß er sich nicht einmal mehr in der Nachwelt habe wiederherstellen lassen. - Leonardo Sciascia, Mein Sizilien. Berlin 1995 (Wagenbach, 53. Salto)

Sizilianer (2)  Brancati  behauptet, daß die Sizilianer der Ostküste, die Katanier und Syrakuser, Sinn für Ironie oder auch für derbe Komik besäßen: ihre Haupteigenschaft sei die, »gleichzeitig Personen und Autoren von Komödien zu sein. Die Ironie mildert die Fehler«. Die Westsizilianer, die zwischen Agrigent und Palermo leben, erschienen ihm hingegen unfähig zum kleinsten Lächeln und immer nur bereit zum Räsonieren und Herumdeuteln. Genau in der Mitte zwischen beiden liegt Caltanissetta, »in den Wolken« zwischen Enna und Nissa: »Genau an dieser Stelle verläßt der Sinn für das Lächerliche die Lokomotive, die von Catania nach Palermo braust. Wenn das Lächeln Licht bedeutet, so kann die Westküste Siziliens als vollkommen dunkel bezeichnet werden.«    - Enzo Siciliano, Nachwort zu (branc2)
 
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