itzengelassen
Was Edith, die sitzengelassene intellektuelle Hausfrau, langsam und insgeheim
verrückt macht, sind nicht bestimmte Ereignisse, sondern die allgemeine Absurdität
der Welt. Sie kann weder in ihr noch in ihrer eigenen Existenz einen Sinn finden.
Ihre unglücklichen Versuche in dieser Richtung sind gescheitert. Sie hatte einst
in ihrem Tagebuch notiert, daß die «Kommunisten» eine «korrekte Position» zum
Spanischen Bürgerkrieg hatten, aber inzwischen hatte sie natürlich
Mein Katalonien und 1984 von Orwell gelesen. Verrat, Verrat. So sind ihr
Schweinehund von Ehemann, ihr Schwachkopf von Sohn und die Last des kränklichen
Onkels nur die unmittelbarsten Elemente eines sinnlosen Ganzen, das auch den
McCarthyismus, den Vietnamkrieg, die Empfängnisverhütung, die Ideologien, eben
alles einschließt. Aber die Alternative: entweder Ideologie oder Schizophrenie
ist auch nicht tröstlich. - Jean-Patrick Manchette, Chroniques. Essays
zum Roman noir. Heilbronn 2005 (DistelLiteraturVerlag, zuerst 1996)
Sitzengelassen (2) - in einem
Kartenspiel mit Damen als den höchsten Trümpfen eine Dame versehentlich nicht
abfordern. Meint eigentlich, den Umgang mit einer weiblichen Person (mit einer
Geschwängerten) abbrechen oder eine weibliche Person unbeachtet lassen. -
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