Sittsamkeit  »Ah! Nun aber habe ich zuviel von dem!« schrie er, indem er einen Faustschlag auf den Tisch führte.

Er packte seinen Hut und ließ die Tür zukrachen. »Warte, ich werde dir was vorn Ideal geben!« Und er lief zu einer Prostituierten, die er im Quartier latin kannte.

»Ich bin seit langem zu sittsam«, murmelte er im Gehen, »ohne Zweifel schweife ich darum aus

Er fand dieses Weib zu Hause - und das war abscheulich. Das war eine braune Schöne, die aus einem anmutigen Gesicht festliche Augen und Wolfszähne herausblitzen ließ. Gebieterisch im Fleisch, gewandt, preßte sie das Mark aus, dörrte sie die Lungen und brach sie die Lenden in einigen stürmischen Küssen.

Sie warf ihm vor, so lange ausgeblieben zu sein, sie schmeichelte ihm, umarmte ihn; aber er fühlte sich traurig und keuchend, geniert, ohne echte Lüsternheit; schließlich warf er sich auf ein Lager und vollbrachte, bis zum Schreien entnervt, die mühsame Pein von rückgratzerbrechenden Ausbaggerungen.  - Joris-Karl Huysmans, Tief unten. Zürich 1987

 

Moral

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Zimperlichkeit
Synonyme