ilberrückenmännchen Ich
stand auf, zog erst das Oberteil von meinem Trainingsanzug aus, dann die Hose,
dann balancierte ich auf einem Fuß, versuchte, meine Unterhose abzustreifen,
und kam mir plötzlich lächerlich vor. Sie drehte wegen meiner Geräusche den
Kopf nach mir um, und diesmal wandte sie sich nicht wieder ab. Ich war vom Mondlicht
umspült; ihre Blicke wanderten über meinen nackten Körper und hielten sich hier
und dort auf, ihre Zurückhaltung war durch Neugier besiegt. Nach ein paar Momenten
streckte sie einen langen Arm nach mir aus und streichelte leicht die Haare
auf meiner Brust. Es schien sie zu beruhigen, eine andere Art menschliche Oberfläche
gefunden zu haben, eine Oberfläche, die eher ihrer entsprach, wenn es auch nur
ein paar symbolische Härchen waren. Sie ergriff meine Schulter und sah mich
direkt an; ich spürte eine Welle der Liebe.
Sie verlagerte ihren Hintern ein bißchen, hob
ihn höher, und ihr Geruch wehte zu mir herüber; nicht
der normale Geruch von Spargelmoschus, sondern der rohe Geruch ihrer Brunst,
ein heißer, universaler Frauengeruch. Ich wurde wieder hart. Ihre Augen ließen
meine los, blickten hinunter, um dieses merkwürdige Wachsen zu beobachten. Diesmal
wandte ich mich nicht ab. Ich stand mit dem Gesicht zum unverhängten Fenster
am Bett, nur in Mondlicht gekleidet, vollständig erregt.
Ich fühlte mich dieses eine Mal in meinem Leben schön: ein riesiger Mann,
ein menschlicher Silberrücken in voller sexueller Brunst.
- Peter Goldsworthy, nach: Affenmensch und Menschenaff. Hg. Margit Knapp.
Berlin 1999 (Wagenbach Salto 85)