ignifikanz
Jedesmal, wenn ich am Ende meiner Kellergänge vor der grauen
Betonmauer stand - die ich oben, auf der Etage der Wirklichkeit, schon einmal...
ein einziges Mal... durchschritten hatte -, fühlte ich mich an diese ärgerliche
Geschichte erinnert. Und nicht nur deshalb, weil die Mauer hier unten mit
einer sehr primitiven, überlebensgroßen Skizze versehen war, die mir das Licht
meiner Vierzig-Watt-Lampe erst vor ein paar Monaten offenbart hatte. Wahrscheinlich
mit einem Stahlnagel waren, von unbekannter Hand, die Umrisse eines wuchtigen,
steil in die Höhe zielenden Phallus in den Beton geritzt worden, und man hatte
die Linien sorgfältig mit schwarzem Tintenstift nachgezogen, mit einem dokumentenechten
Schreibwerkzeug offenbar, denn darüberlaufendes Wasser konnte den Konturen nichts
anhaben. Dem rückwärtigen Ende des Schafts war ein Hoden-Piktogramm ähnlich
einer überdimensionalen bügellosen Brille umgehängt;
vorn war eine Eichel in der Größe eines Fußballs
angedeutet, aus deren Öffnung ein sich verbreiternder Strahl geschleudert wurde,
wie aus der Mündung einer altertümlichen Schußwaffe mit hoher Streuwirkung.
- Ich hatte keine Ahnung, was die Skizze hier unten zu suchen hatte; es war
mir dazu höchstens ein Begriff von Baudrillard eingefallen: leere
Signifikanz ... doch ohne Zweifel war dort von anderen Zusammenhängen
gesprochen worden.
- (ich)