- N.N.
Signal (2) Jerry Ehman ist ein US-amerikanischer Astrophysiker, dem im Rahmen des SETI-Projekts der NASA im August 1977 das Wow-Signal auffiel. Das Signal wiederholte sich niemals. Spätere Untersuchungen durch Ehman selbst und durch andere konnten die Natur des Signals nicht erklären.
Signal (3) Die
in den Säurelösungen hängenden Metalle — salzig und rostig geworden in
diesem schmerzlichen Bad — begannen in der Dunkelheit den Ton anzugeben.
Aus starrer Leblosigkeit erwacht, summten sie monoton, sangen sie metallisch
und leuchteten molekularisch in der unbeständigen Dämmerung dieser traurigen
und späten Tage. Unsichtbare Ladungen stiegen an den Polen hoch und überschritten
sie, in wirbelnder Dunkelheit versinkend. Ein kaum spürbares Kitzeln, blindlings
prickelnde Ströme durchliefen den in konzentrischen Kraftlinien, in Kreisen
und Spiralen magnetischer Felder polarisierten Raum. Bald da, bald dort
gaben die Apparate aus ihrem Schlaf Zeichen und antworteten einander verspätet,
zur unrechten Zeit mit hoffnungsloser Einsilbigkeit — Strich, Punkt — in
Pausen dumpfer Lethargie. Der Vater stand mit schmerzlichem Lächeln inmitten
dieser wandernden Ströme, erschüttert von dieser stotternden Artikulation,
von diesem ein für allemal abgeschlossenen und ausweglosen Mißgeschick,
das monoton in verstümmelten Halbsilben aus nicht befreiten Tiefen Signale
gab. - Bruno Schulz, Der Komet. In: B. S., Die
Zimtläden und alle anderen Erzählungen. München 1966
Signal (4) Am
Rande der Erzählung, die ich noch ausführen muß, habe ich die Absicht, nur die
bezeichnendsten Episoden meines Lebens zu berichten, und zwar des Lebens,
wie es sich mir außerhalb seines natürlichen Ablaufs zu verstehen gibt,
und insofern, als es den Zufällen, dem kleinsten
wie dem größten, ausgeliefert ist, als es sich vorübergehend meinem Einfluß
entzieht und mich in eine fast verbotene Welt einführt: die der plötzlichen
Annäherungen, der versteinernden Gleichzeitigkeiten,
der den Individuen eigentümlichen Spiegelungen, der wie auf einem Klavier angeschlagenen
Akkorde, jener Blitze, die sichtbar machen, so sichtbar, als wären sie nicht
noch schneller als die anderen. Es handelt sich um Ereignisse, deren eigentlicher
Wert zu den unüberprüfbarsten gehört, die aber durch ihr ganz und gar unerwartetes
Gepräge, durch ihr heftiges Dazwischenkommen und die Art verdächtiger Gedankenassoziationen,
die sie wecken, als wollten sie uns vom Sommerfaden ins Spinnennetz führen,
das heißt zum funkelndsten und anmutigsten Ding, das es auf der Welt gäbe, säße
nicht im Winkel oder im Umkreis die Spinne; es handelt sich um Ereignisse, die
ihrer Art nach bloß festgestellt werden können, aber sie haben jedesmal ganz
das Aussehen eines Signals, ohne daß man genau sagen könnte, was für ein Signal
es ist, sie lösen in voller Einsamkeit das Bewußtsein unwahrscheinlicher Mitwirkung
aus, sie überzeugen mich, daß es eine Illusion war, wenn ich mich zuzeiten schon
allein am Steuer glaubte. Man könnte diese Ereignisse stufenweise ordnen, vojn
einfachsten bis zum kompliziertesten, von der besonderen, unbestimmbaren Bewegung,
die der Anblick sehr seltener Gegenstände oder die Ankunft an dem und dem Ort
in uns auslösen, begleitet von der sehr genauen Empfindung, daß für uns irgend
etwas Schwerwiegendes, Wesentliches davon abhängt, bis zur vollständigen Veruneinigung
mit uns selbst, die gewisse Verkettungen, ein gewisses weit über unser Verständnis
hinausgehendes Zusammentreffen von Umständen bewirken; und diese lassen eine
Rückkehr zu vernünftiger Tätigkeit in den meisten Fällen nur zu, wenn wir den
Selbsterhaltungstrieb zu Hilfe rufen. Man könnte eine Menge Zwischenstufen finden
zwischen den Ereignissen, die wie ein Gleiten, und den Ereignissen, die wie
ein Abstürzen sind. Es herrscht zwischen den Ereignissen, hei denen ich nicht
mehr als mein eigener verstörter Zeuge sein kann, und den anderen, deren Einzelheiten
ich alle aus Leichtfertigkeit in der Hand zu haben glaube, vielleicht derselbe
Abstand wie zwischen den Behauptungen oder dem Zusammenspiel von Behauptungen,
die einen sogenannten »surrealistischen« Satz oder Text bilden, und einem Ganzen
von Behauptungen, die für denselben Beobachter einen Satz oder einen Text ausmachen,
dessen Begriffe von ihm alle reiflich überlegt und abgewogen wurden. Seine Verantwortung
scheint ihm im ersten Falle nicht beteiligt zu sein, wohl aber im zweiten. Im
Gegensatz dazu ist er von dem Vorgang in jenem viel mehr überrascht und fasziniert
als von dem, was in diesem geschieht. Er ist auch stolzer darauf, was, wie immer
es sei, einzigartiger ist, er fühlt sich freier darin. Und so geht es mit den
Wahlempfindungen, von denen ich sprach; gerade das Unrnitteilbare an ihnen ist
eine Quelle unvergleichlichen Vergnügens. - (nad)
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