Sich dünn machen  >Na warte, micht legst du nicht aufs kreuz, du alte sibylle!< rief Mary Wollstonecraft Shelley und sprang, nachdem sie sich blitzschnell entkleidet hatte, nackt in die trockene wanne. >Ich weiß sehr wohl, was du vorhast<, fügte sie hinzu, >du willst wieder einmal eine schau abziehen, indem du die beiden vor meinem geschöpfe bewahrst. Aber daraus wird nichts - mein monster wartet nun seit etwas mehr als hundertundfünfzig jahren auf eine braut, und er soll sie auch endlich haben!<

Sie hielt die luft an, machte sich extrem dünn und schlüpfte in das schleimige abflußrohr der badewanne, denn sie wußte ja: Dieses rohr führt ohne abzweigung bis an den mittelpunkt der erde. Und im ströme, der den mittelpunkt der erde durchfließt, würde sie wieder auftauchen, prustend und atemlos zwar, aber doch noch frühe genug, um frau Holle an der ausführung ihres rettungswerkes zu hindern und ihr solcherart die schau zu stehlen. Das abflußrohr gab einen vulgären schmatzlaut von sich, als Mary Wollstonecraft Shelley darin verschwand, allein die seifen und lotionen im badezimmer dufteten wie je zuvor.   - H. C. Artmann, Fleiß und Indusrtie (mit Frankenstein in Sussex). Frankfurt am Main 1969 (es 320)

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