euchenmedizin
Manche versicherten, die beste Medizin gegen die Pest sei:
recht viel zu trinken, das Leben zu genießen, mit Gesang umherzuwandern, sich
angenehm zu unterhalten, jedes Begehren zu befriedigen, so gut man es vermöchte»
und über alles, was geschähe, zu lachen und sich lustig zu machen. Und was sie
für richtig befanden, befolgten sie auch nach Kräften. Sie zogen Tag und Nacht
von einer Schenke in die andere und tranken ohne Maß und Ziel. Am tollsten jedoch
trieben sie es in fremden Häusern, sobald sie hörten, daß dort noch vorhanden
war, was ihnen gefiel und Vergnügen versprach. Und dies war ihnen ein leichtes,
da fast alle Menschen - als wäre ihnen der Tod gewiß - sich selbst und ihr Hab
und Gut aufgegeben hatten, so daß die meisten Häuser nun als Allgemeinbesitz
galten und jeder Fremde, der zufällig hereinkam, sie benutzte, wie der Eigentümer
selbst es getan hatte. Doch bei all diesem unwürdigen Treiben mied ein jeder
die Kranken, soweit es in seiner Macht lag. - Das Dekameron des Giovanni Boccaccio, Berlin und Weimar 1975 (zuerst um 1350)
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