eparatismus Die
Gamuna-Frauen können mit ihren Blicken zwar bestürzende Wirkungen erzeugen,
aber man hat noch nie gehört, daß sie jemanden zu der bleichen Melancholie der
Tsiuna inspiriert hätten oder zu dem Gefühl der Schalheit des Lebens, das den
männlichen Erwachsenen so häufig ins Gesicht geschrieben steht. Sie betrachten
im übrigen ihre Ehemänner als Tiere einer anderen Gattung, die man sich mit
Blicken und nicht gerade unschuldigen Späßen vom Leib zu halten hat. Dieser
Separatismus hangt zum Teil damit zusammen, daß die nervöse, fadenförmige Figur
des Mannes neben der üppigen Gestalt der Frauen erbärmlich aussieht. Außerdem
hat der männliche Gamuna eine furchtsame, schwankende Physiognomie, kein gefühlsmäßiges
Interesse, aber häufige Ausbrüche von Angst, wobei er die Augen verdreht; die
Frauen dagegen haben einen sehr direkten Blick, ein herausforderndes Lachen,
und sie stürzen sich bis zum vorgerückten Alter in kühne Liebesabenteuer. Außerdem
sind die Frauen eitel, aber von einer unbesonnenen und erfrischenden Eitelkeit,
wie Schwester Tran säst; während die Männer dieses Laster nie durchscheinen
lassen, weil sie vor moralischer Kritik Angst haben. Noch etwas unterscheidet
die Gamuna-Männer von den Gamuna-Frauen mehr als alles andere: Wenn ein Mann
hört, daß das Wort »Leben« ausgesprochen wird, wird er häufig von Krämp-fen
gepackt, driftet ab und schwankt, denkt an alles Schlimme, das ihm passieren
könnte; eine Frau dagegen wird von unbestimmten Begeisterungen durchflutet,
bekommt einen heißen Kopf oder Lust, ihren Mann in einen Brunnen zu werfen.
Und wenn sie eine Matrone ist, wird ihr so heiß, daß es aus ihren Schläfen raucht,
dann stellt sie sich ans Fenster und wartet, bis ein Fremder aus der Ferne kommt,
dem sie feurige Blicke zuwerfen kann.
- (fata)
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