emiotik  Wenn die Konsistenzebene nur Diesheiten zum Inhalt hat, dann gibt es auch eine besondere Semiotik, die ihr als Ausdruck dient. Inhaltsebene und Ausdrucksebene. Diese Semiotik besteht vor allem aus Eigennamen, Verben im Infinitiv und unbestimmten Artikeln oder Pronomen. Unbestimmter Artikel + Eigenname + Verb im Infinitiv bilden in der Tat das grundlegende Kettenglied des Ausdrucks, das den am wenigsten formalisierten Inhalten aus der Sicht einer Semiotik entspricht, die sich von formalen Signifikanzen und persönlichen Subjektivierungen befreit hat. Erstens ist das Verb im Infinitiv, was die Zeitformen betrifft, keineswegs unbestimmt, es drückt die fließende, nicht-pulsierende Zeit aus, die dem Äon eigen ist, das heißt, die Zeit des reinen Ereignisses oder des Werdens, die zunehmende Schnelligkeiten und Langsamkeiten ausdrückt, und zwar unabhängig von chronologischen oder chronometrischen Werten, die die Zeit in den anderen Modi annimmt. Der Infinitiv als Modus und Zeit des Werdens wird also zu recht sämtlichen anderen Modi und Zeiten gegenübergestellt, die auf Chronos zurückgehen und Pulsierungen oder Werte des Seins bilden (das Verb "sein" ist das einzige, das keinen Infinitiv hat, oder vielmehr, dessen Infinitiv nur ein leerer unbestimmter Ausdruck ist, der abstrakt benutzt wird, um alle definierten Modi und Zeiten zu bezeichnen. -  Gilles Deleuze, Félix Guattari, Tausend Plateaus. Berlin 1992 (zuerst 1980)

Semiotik (2)   Die neue Mafia schießt auf Teufel komm raus einfach um sich, auf Alte, auf Kinder, wie es sich gerade ergibt, und nie lässt sie sich dazu herab, eine Erklärung über ihre Taten zu geben.

Nicht so die alte Mafia: Sie erläuterte, erzählte, klärte auf. Natürlich nicht mündlich oder schwarz auf weiß, nein, das nicht, sondern durch Zeichen.

Die alte Mafia war eine Meisterin der Semiologie, der Wissenschaft von den Zeichen, die der Kommunikation dienen.

Ermordet mit einem stacheligen Schaufelblatt der Kaktusfeige auf dem Körper?

Das haben wir gemacht, weil er uns mit zu vielen Stacheln gestochen, uns also zu viel Ärger bereitet hat.

Ermordet mit einem Stein im Mund? Das haben wir gemacht, weil er zu viel geredet hat. 

Ermordet mit zwei abgeschnittenen Händen? Das haben wir getan, weil wir ihn beim Stehlen erwischt haben.

Ermordet mit den Geschlechtsteilen im Mund? Das haben wir gemacht, weil er mit einer gevögelt hat, mit der er es nicht hätte tun sollen.

Ermordet mit seinen Schuhen auf der Brust? Das haben wir gemacht, weil er abhauen wollte.

Ermordet mit herausgerissenen Augen? Das haben wir gemacht, weil er sich dem Offensichtlichen nicht fügen wollte.

Ermordet und alle Zahne herausgeschlagen? Das haben wir gemacht, weil er den Hals nicht voll bekam. - Andrea Camilleri, Das Ritual der Rache. Köln 2012

 

Zeichen Wissenschaft

 

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