Selbstzweck   In der gegenwärtigen, geistig impotenten und sich durch die Verehrung des Schlechten in jeder Gattung auszeichnenden Periode, - welche sich recht passend mit dem selbstfabricirten, so prätentiösen, wie kakophonischen [mißtönenden] Worte »Jetztzeit« bezeichnet, als wäre ihr Jetzt das Jetzt schlechthin, das Jetzt, welches heranzubringen alle andern Jetzt allein dagewesen, - entblöden denn auch die Pantheisten sich nicht, zu sagen, das Leben sei, wie sie es nennen, »Selbstzweck.« - Wenn dieses unser Daseyn der letzte Zweck der Welt wäre; so wäre es der albernste Zweck der je gesetzt worden; möchten nun wir selbst, oder ein Anderer ihn gesetzt haben.

Das Leben stellt sich zunächst dar als eine Aufgabe, nämlich die, es zu erhalten, de gagner sa vie [den Lebensunterhalt zu verdienen]. Ist diese gelöst, so ist das Gewonnene eine Last, und es tritt die zweite Aufgabe ein, darüber zu disponiren, um nämlich die Langeweile abzuwehren, die über jedes gesicherte Leben, wie ein lauernder Raubvogel, herfällt. Also ist die erste Aufgabe, etwas zu gewinnen, und die zweite, dasselbe, nachdem es gewonnen ist, unfüMbar zu machen, indem es sonst eine Last ist. -

Versucht man, die Gesammtheit der Menschenwelt in Einem Blick zusammenzufassen; so erblickt man überall einen rastlosen Kampf, ein gewaltiges Ringen, mit Anstrengung aller Körper-und Geisteskräfte, um Leben und Daseyn, drohenden und jeden Augenblick treffenden Gefahren und Uebeln aller Art gegenüber. - Und betrachtet man dann den Preis, dem alles Dieses gilt, das Daseyn und Leben selbst; so findet man einige Zwischenräume schmerzloser Existenz, auf welche sogleich die Langeweile Angriff macht, und welche neue Noth schnell beendigt.

Daß hinter der Noth sogleich die Langeweile liegt, welche sogar die klügeren Thiere befällt, ist eine Folge davon, daß das Leben keinen wahren ächten Gehalt hat, sondern bloß durch Bedürfniß und Illusion in Bewegung erhalten wird: sobald aber diese stockt, tritt die gänzliche Kahlheit und Leere des Daseyns zu Tage.  - (schop)

 

Zweck

 

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