Seitensprung  

 RADIO

„- die Wissenschaft als solche" -
wenn ich Derartiges am Radio höre,
bin ich immer ganz erschlagen.
Gibt es auch eine Wissenschaft nicht als solche?
Ich sehe nicht viel Natur, komme selten an Seen,
Gärten nur sporadisch, mit Gittern vor,
oder Laubenkolonien, das ist alles,
ich bin auf Surrogate angewiesen:
Radio, Zeitung, Illustrierte -
wie kann man mir da so was bieten?

Da muß man doch Zweifel hegen,
ob das Ersatz ist für Levkoien,
für warmes Leben, Zungenkuß, Seitensprünge,
alles, was das Dasein ein bißchen üppig macht
und es soll doch alles zusammengehören!

Nein, diese vielen Denkprozesse sind nichts für mich,
aber es gibt volle Stunden,
wo man auf keinem Sender (Mittel-, Kurz-, Lang-und Ultrawelle)
eine Damenstimme hört („erst sagt man nein, dann vielleicht, dann ja"),
immer nur diese pädagogischen Sentenzen,
eigentlich ist alles im männlichen Sitzen produziert,
was das Abendland sein Höheres nennt -
ich aber bin, wie gesagt, für Seitensprünge!

  - (benn)

Seitensprung (2) Die erste Strategie wäre, das Weibchen für die Dauer seiner Fruchtbarkeit (jeweils ein bis zwei Tage, bevor es ein Ei legt) zu bewachen. Viele Vogelmännchen tun dies. Sie folgen dem Weibchen überallhin. Häufig wird ein Vogelweibchen beim Nestbau auf jedem Flug von einem Männchen begleitet, das selbst niemals etwas zum Nest beiträgt. Es paßt nur auf. Sobald das Gelege vollendet ist, lockert es seine Bewachung und sucht nach einer Gelegenheit für einen Seitensprung.

Findet ein Schwalbenmännchen seine Partnerin nicht, läßt es häufig einen lauten Alarmruf ertönen, durch den alle Schwalben auffliegen, so daß jeder Akt der Untreue wirksam unterbrochen wird. Trifft sich das Paar nach einer Trennung wieder oder wurde soeben ein fremdes Männchen aus dem Revier vertrieben, kopuliert das Männchen häufig unmittelbar danach mit dem Weibchen, als wolle es sicherstellen, daß seine Spermien in der Lage sind, mit denen des Eindringlings zu konkurrieren.

Im allgemeinen funktioniert diese Methode. Bei Arten mit einer effizienten Partnerbewachung ist die Seitensprungrate relativ gering. Manche Arten können es sich nicht leisten, den Partner zu bewachen. Bei Reihern und Greifvögeln zum Beispiel verbringen Männchen und Weibchen den Tag in erster Linie getrennt, der eine bewacht das Nest, der andere sorgt für Nahrung. Bei diesen Arten findet sich charakteristischerweise eine extrem hohe Kopulationshäufigkeit. Hühnerhabichte haben mehrere hundert Kopulationen pro Gelege. Das verhindert Seitensprünge zwar nicht, verdünnt aber deren Auswirkungen. - Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1995 (zuerst 1993)

 

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