Seiltrick  Nur sehr selten hat man Gelegenheit, den berühmten Trick des Abhiradana zu sehen. Der Zauberer wirft ein Seil in die Luft und läßt dann einen Knaben daran hinaufklettern: wo das scheinbar freihängende Tau oben aufhört, da verschwindet auch der Knabe. Dann steckt der Gaukler ein langes Messer quer in den Mund, macht ein furchtbar böses Gesicht, faßt das Seil und klettert auch hinauf. Er verschwindet oben, wo auch sein Knabe verschwand; das Seil baumelt eine Zeitlang allein frei in der Luft. Plötzlich hört man oben in der Luft das jämmerliche Geschrei des Knaben und dazwischen das Wutgeschnaube des alten Gauklers — aber man sieht nichts. Dann fällt ein blutendes Bein herunter, ihm folgt ein Arm, darauf der verzerrte und verstümmelte Kopf des Knaben. Noch ein Bein fällt herunter und noch ein Arm; endlich plumpst der Leib herab. Sehr zufrieden mit seiner Tat klettert dann der bärtige Zauberer am Seile zur Erde hinab. Zuerst reinigt er sorgfältig das blutige Messer, dann sammelt er die verschiedenen Menschenteile zusammen und steckt alles durcheinander in einen großen Korb. Er nimmt nun einen mächtigen Steinmörser und zerstampft den Inhalt des Korbes zu einem dicken Brei. Endlich stülpt er den Deckel auf und präsentiert den Korb freudestrahlend dem Publikum. Einer öffnet — — und vergnügt hüpft der Knabe heraus. - Hanns Heinz Ewers, Indien und Ich. München 1918 (zuerst 1911)
 

Seil Gaukler Indien

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