eichtigkeit
In einer gewissen Zeitung, ich weiß nicht mehr in welcher, tut ein Rezensent
einen Ausfall auf die in philosophischen Schriften heutzutage überall hergeholte
Metapher wodurch sich die Verfasser das Ansehen eines
tiefen Durchdenkens zu geben wüßten. Dieses ist eine mechante Art zu räsonnieren,
wenn sie nicht mit Beispielen belegt wird. Ich denke der Rezensent der so spricht
hat einmal gelesen, daß ein Mann, den er unter sich geglaubt hat, einen Gedanken,
der tiefsinniger war, als er sie selbst zu haben pflegte, gleichsam in einer
Metapher die auf einmal so viel faßte als des Rezensenten ganzer Vorrat wert
war weggeworfen hat, und nun weiß er sich auf keine andere Art mehr zu trösten,
als daß er annimmt, seichte Denker könnten sich das Ansehen, als wären sie tiefsinnige,
vermittelst Metaphern geben! Lieber hätte er sagen sollen, einem feurigen Denker
sind oft die Verhältnisse, welche schwachnervige allzu behutsame Philosophen
für sehr schwer zu finden und einzusehen halten, Kinderspiel. Solche Regeln
wie die obigen, wodurch man mit einem Anstand von philosophischer Gewissenhaftigkeit
alle Wege verdächtig zu machen sucht, die nicht der unsrige sind, sind, soviel
mir bewußt, das Mittel wodurch oft Rezensenten ihrer Seichtigkeit den Anstrich
des Durchgedachten zu geben wissen. Nur noch ein paar solche Regeln
gemacht, so wird Shakespeare, nach ihnen gerichtet,
nichts als ein witziger Metaphern-Placker, weil er vermutlich zu seinen Bemerkungen
nicht durch den Weg des hypochondrischen Grübelns gekommen ist. - (
licht
)