Segelschiffe
 

Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch
Und über sich Wolken und Sterne.
Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch
Mit Herrenblick in die Ferne.

Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand
Wie trunkene Schmetterlinge.
Aber sie tragen von Land zu Land
Fürsorglich wertvolle Dinge.

Wie das im Winde liegt und sich wiegt,
Tauweb überspannt durch die Wogen,
Da ist eine Kunst, die friedlich siegt
Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. —
Natur gewordene Planken
Sind Segelschiffe. — Ihr Anblick erhellt
Und weitet unsre Gedanken.

- Ringelnatz, Kuttel Daddeldu

Segelschiffe  (2)

Wie in dunklen Meereswogen
Ein verbranntes Schiff entmastet
Unterm weiten Himmelsbogen
Traurig steht auf ödem Sande,

Wie die Flamme scheu noch lodert,
Von den Fluten rings belagert,
Bis die traurig tote Kohle
Leicht umschaukelt in dem Wasser,

Fern schon ziehn die dunkeln Wolken,
Die geübt die böse Rache,
Und die Sterne vor dem Monde
Ziehn heran, unschuldig fragend:

Wo ist hin das segelvolle
Freudge Schiff, so hoch bemastet,
Das wie eine Braut die Wogen,
Buhlend mit dem Wind, durchtanzte?

Wo sind hin die Schifferchöre,
Die in feuchten Tauen tanzten?
Ist von all dem stolzen Volke
An dem Fels der Ruf verhallet?

Und das Meer spielt mit den Toten,
Mit den Segeln, mit den Masten;
Sterbend zischen noch die Kohlen,
Und dann schweigt und ruhet alles.

- Clemens Brentano, Romanzen vom Rosenkranz

Segelschiffe  (3) Das Segelschiff in seiner Vollendung, so wie ich es noch gekannt habe, war ein feinfühliges Geschöpf. Wenn ich in seiner Vollendung sage, so meine ich vollendet hinsichtlich seiner Bauart und Takelage, seiner Seetüchtigkeit und leichten Bedienbarkeit, aber nicht hinsichtlich seiner Geschwindigkeit. Diese Eigenschaft ist mit dem veränderten Schiffbaumaterial verlorengegangen. Kein Eisenschilf hat jemals diese unglaublichen Geschwindigkeiten erreicht, die das seemännische Können berühmter Männer aus seinen kupferbeschlagenen Vorgängern aus Holz herausgeholt hat. Es ist alles getan worden, um das Eisenschiff vollkommen zu machen, aber dem menschlichen Geist ist es nicht gelungen, einen wirksam zusammengesetzten Anstrich zu erfinden, der den Schiffsboden ebenso rein erhält, wie es ein Kupferbeschlag ist. Ein Eisenschiff beginnt schon nach wenigen Wochen auf See langsamer zu werden, als sei es vorzeitig erschöpft. - (con)
 

Schiff

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