eelenkapitän  Arme Julia! Wirklich, dachte Dr. Bickleigh zum tausendstenmal, es war eine barmherzige Erlösung gewesen. Glück hatte sie in ihrem ganzen Leben nie gekannt. Wo immer sie sein mochte, war sie ihm jetzt gewiß dankbar.

Er zündete sich eine neue Zigarette an und räkelte sich behaglicher in seinem Sessel. Das offene Buch auf seinen Knien glitt zur Seite. Neun Uhr, die Arbeit erledigt, und ein angenehmer langer Abend ganz allein am Kamin! Er fühlte sich nicht im geringsten einsam. Er hatte dieses Gefühl nie gekannt. Dr. Bickleigh gehörte nicht zu den Leuten, die zu ihrer Unterhaltung der Gesellschaft anderer Menschen bedürfen.

Nun war es fast dreizehn Monate her. In der letzten Zeit, bemerkte er voll Interesse, hatte er immer weniger an Julia gedacht. Unmerklich schlüpfte er in seine Gewohnheiten zurück, die er gehabt hatte, bevor er sie getroffen hatte. Julia war nicht mehr sein Leben. Sie wurde jetzt eine Art Zwischenspiel . . . zugleich ein Zwischenspiel, das fest und mutig beendet worden war, als es unmöglich wurde.

Daß Dr. Bickleigh seit Julias Tod ein neuer Mann geworden war, hatte er selbst als erster erkannt. Es war außerordentlich, wie diese eine Tat seine Meinung über sich verändert hatte. Irgendwie mußte er fühlen, daß er seine Lebensberechtigung bewiesen, ein für allemal gezeigt hatte, daß er genauso fähig war wie jedermann sonst, seinen eigenen Wag zu gehen und grimmig einzuhalten - ja, noch fähiger.

Arme Julia! Wie die sich geärgert hätte, wenn man sie bloß ein Zwischenspiel genannt hätte.

Aber das Zwischenspiel hatte ihm lebenswichtige Lehren erteilt. Keine Heirat mehr . . . und keine Frauen mehr. Ein einziger Kapitän seiner Seele war genug, und der sollte nicht weiblich sein. - Francis Iles, Vorsätzlich. München o. J. (Goldmann 3059, zuerst 1931)

 

Seele Kapitän

 

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