Seele, chinesische   Die Chinesen glaubten,, daß jeder Mensch im Besitze von zwei Seelen sei. Die eine, po, entstand durch das Sperma und war also seit dem Augenblick der Zeugung vorhanden; ihr wurde das Gedächtnis zugerechnet. Die andere Seele, hun, entstand durch die Laß, die nach der Geburt eingeatmet wurde, und bildete sich dann allmählich. Sie hatte die Gestalt des Körpers, den sie belebte, aber sie war unsichtbar. Die Intelligenz, die ihr zugehörte, wuchs mit ihr, es war die überlegene Seele.

Nach dem Tode stieg diese Atemseele zum Himmel auf, während die Spermaseele bei der Leiche im Grabe blieb. Es war diese, die niedere Seele, die man am meisten fürchtete. Sie war bösartig und neidisch und suchte die Lebenden mit sich in den Tod zu ziehen. Während der Körper sich zersetzte, löste sich auch die Spermaseelc allmählich auf und verlor so schließlich die Macht zu schaden,

Die höhere Atemseele dagegen blieb bestehen. Sie brauchte Nahrung, denn ihr Weg in die Welt der Toten war weit. Wenn die Nachkommen ihr keine Nahrung boten, mußte sie schrecklich leiden. Sie war unglücklich, wenn es ihr nicht gelang, den Weg zu finden, und dann wurde sie so gefährlich wie eine Spermaseele.

Die Begräbnisriten hatten ein doppeltes Ziel: sie wollten die Lebenden vor der Aktion der Toten schützen und den Seelen der Toten zugleich ein Überleben sichern. Denn die Verbindung mit der Welt der Toten war gefährlich, wenn diese die Initiative ergriffen. Sie war günstig, wenn sie als Ahnenkult in Erscheinung trat, nach den Vorschriften der Tradition eingerichtet und in den gehörigen Zeitabschnitten ausgeführt.

Das Überleben der Seele hing ab von der physischen und moralischen Kraft, die sie während des Lebens erworben hatte. Man gewann diese durch Nahrung und durch Studium. Ganz besonders wichtig war der Unterschied zwischen der Seele des Herrn, der ein ›Fleischesser‹ war und sich zeitlebens gut genährt hatte, und der eines gewöhnlichen, billig und schlecht genährten Bauern. >Nur die Herren‹, sagt Granet, >haben eine Seele im eigentlichen Sinne des Wortes. Auch das Alter verbraucht diese Seele nicht, es bereichert sie. Der Herr bereitet sich auf den Tod vor, indem er sich mit exquisiten Speisen und belebenden Getränken anfüllt. Im Laufe seines Lebens hat er sich eine Unzahl von Essenzen einverleibt, um so mehr, je weiter und je üppiger seine Herrschaft ist. Er hat die reiche Substanz seiner Ahnen noch vermehrt, die selbst schon mit Fleisch und Wildbret vollgegessen waren. Seine Seele zerstreute sich nicht, als er starb, wie eine gemeine Seele, sie entwich aus dem Leichnam volier Kraft.‹   - (cane)

Seele Chinese

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