Ausschweifung und Tod sind zwei liebenswürdige Mädchen, verschwenderisch an Küssen und reich an Gesundheit, deren immer jungfräuliche Flanke, die sich in Lumpen hüllt, in ewiger Mühsal nie geboren hat. Dem düsteren Dichter, der die Familien haßt und den die Hölle schätzt, verbuhlt, doch schwachbegütert, ihm zeigen Gräber und Bordelle unter ihren Lauben ein Lager, das die Reue nie besucht hat. Und die Bahre und das Bett, an Lästerungen fruchtbar, bieten eins um das andre, wie zwei barmherzige Schwestern, schreckliche Lüste und grause Zärtlichkeiten. Wann willst du mich, Ausschweifung, in deinen schmutzigen Armen begraben? O Tod, an Reizen ihr ebenbürtig, wann kommst du und pfropfst auf ihre giftigen Myrten deine schwarzen Zypressen? |
- Charles Baudelaire,
Die Blumen des Bösen (zuerst 1857). Übs. Friedhelm
Kemp Frankfurt am Main 1966 (Fischer Tb. 737)
Schwester, barmherzige (2)
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