chwerfälligkeit
Auf dem physiognomischen
Wege überhaupt ist es viel leichter, die intellektuellen Fähigkeiten eines Menschen,
als seinen moralischen Charakter, zu entdecken. Jene nämlich schlagen viel mehr
nach außen. Sie haben ihren Ausdruck nicht nur am Gesicht und Mienenspiel, sondern
auch am Gange, ja, an jeder Bewegung, so klein sie
auch sei. Man konnte vielleicht einen Dummkopf, einen Narren und einen Mann
von Geist schon von hinten unterscheiden. Den Dummkopf bezeichnet die bleierne
Schwerfälligkeit aller Bewegungen; die Narrheit drückt ihren Stämpel jedem Gestus
auf; das Gleiche thut Geist und Nachdenken. Darauf beruht die Bemerkung des
Labruyère: Il n'y a rien de si délié,
de si simple, et de si imperceptible, où il n'y entrent des manières, qui nous
décèlent: un sot ni n'entre, ni ne sort, ni ne s'assied, ni ne se lève, ni ne
se tait, ni n'est sur ses jambes, comme un homme d'ésprit. [Es gibt nichts,
was so zart, so einfach und so unmerklich wäre, als daß nicht ein Benehmen darin
läge, das uns verrät. Ein Dummkopf kann weder eintreten, noch hinausgehen, sich
setzen oder aufstehen, schweigen oder dastehen wie ein Mann von Geist] Hieraus
erklärt sich beiläufig gesagt, jener instinct sur et prompt [sichere
und flinke Instinkt], den, nach Helvetius, die Alltagsköpfe haben, um
die Leute von Geist zu erkennen und zu fliehen. Die Sache selbst aber beruht,
zunächst, darauf, daß je größer und entwickelter das Gehirn und je dünner, im
Verhältniß zu ihm, das Rückenmark und die Nerven sind, desto großer nicht nur
die Intelligenz, sondern zugleich auch die Mobilität
und Folgsamkeit aller Glieder ist; weil diese dann unmittelbarer und entschiedener
vom Gehirn beherrscht werden, folglich Alles mehr an Einem Faden gezogen wird,
wodurch in jeder Bewegung sich ihre Absicht genau ausprägt. Die ganze Sache
ist aber Dem analog, ja hängt damit zusammen, daß, je höher ein Thier auf der
Stufenleiter der Wesen steht, desto leichter es durch Verletzung einer einzigen
Stelle getödtet werden kann. Man nehme z. B. die Batrachier [Froschlurche]:
wie sie, in ihren Bewegungen, schwerfällig, träge und langsam sind, so sind
sie auch unintelligent und dabei von äußerst zähem Leben; welches Alles sich
daraus erklärt, daß sie, bei gar wenigem Gehirn, sehr dickes Rückenmark und
Nerven haben. -
(
schop
)
Schwerfälligkeit (2) Si-ma Nju fragte, was wahre Menschlichkeit sei.
Der Meister sprach: Der wahrhaft Menschliche ist schwerfällig in seiner Rede.
Si-ma Nju entgegnete: Schwerfällig in seiner Rede - ist das genug, um jemanden
als wahrhaft menschlich zu bezeichnen?
Der Meister sprach: Wer erkannt hat, wie schwer es ist zu handeln, sollte
dessen Rede etwa nicht schwerfällig sein? - (
kung
)