Schweinsohren   Die EU ist unfähig, ein entsptechendes Handelsabkommen mit China zu verhandeln. Die Chinesen verhandeln nicht mit der EU, sondern nur mit jedem Staat einzeln. Und jeder Staat glaubt, er kann für sich allein einen super bilateralen Vertrag abschließen, die anderen ausstechen und alleine größeren Profit machen, aber in Wirklichkeit spielt China nur alle gegeneinander aus. Dabei kann kein einziges Land allein die Größenordnungen stemmen, um die es da geht. Auch in Jahren nicht. Ich gebe dir ein Beispiel: Unlängst in der Innung bekomme ich einen Anruf. Wie viele Schweinsohren kann Österreich liefern? -

Schweinsohren? Ja, Schweinsohren. Das war jemand vom chinesischen Handelsministerium. Sage ich: Wir schlachten in Österreich jährlich fünf Millionen Schweine. Also zehn Millionen Ohren. Sagt er: zu wenig. Verabschiedet sich höflich und legt auf. Verstehst du: Wenn China sagen wir hundert Millionen Schweinsohren braucht, und es gäbe einen EU-Vertrag mit China, dann könnten wir zehn Prozent der Menge liefern. Aber wie ist die Situation? Österreich hat noch keinen bilateralen Vertrag mit China, ein gemeinsamer Vertrag der EU-Staaten wird nicht verhandelt - und ich kann meine Schweinsohren wegwerfen, in Österreich ist das Schlachtabfall. Dabei sind Schweinsohren in China eine Spezialität, es gibt eine irrsinnige Nachfrage danach, aber wir werfen sie weg oder sind froh, wenn ein Katzenfutterfabrikant sie kostenfrei bei uns abholt.

Aber selbst wenn es Verträge gäbe - man kann ja nicht nur Schweinsohren produzieren, man braucht doch das ganze Schwein dazu. Man kann ja nicht wegen der chinesischen Nachfrage nach Schweinsohren solche Mengen von ganzen Schweinen züchten und füttern und - und was machst du mit dem Rest?

Bist du blöd oder was? Es gibt dann keinen Rest mehr. Den Rest haben wir jetzt. Schlachtabfall. Schweinsohren sind nur ein Beispiel. Die Chinesen nehmen ja nicht nur Schinken, Filet, Speck, Schulter, das sowieso, sondern eben auch die Ohren, Köpfe, Schwänze, die essen alles, die nehmen alles. Was bei uns Schlachtabfall ist, kaufen die auch noch zum Filetpreis. Mit anderen Worten, ein Abkommen für Schweinehandel mit China würde bedeuten: 20 Prozent mehr Umsatz pro Schwein, und auf Grund der Nachfrage mittelfristig ein Wachstum von hundert Prozent, also eine Verdopplung der europäischen Schweineproduktion. Das, verstehst du, das wäre der Wachstumsmarkt. Es gibt keinen Industriezweig, der solche Prognosen hat.    - Robert Menasse, Die Hauptstadt. Berlin 2017

Schwein Ohr

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