chwarz werden   Kaum war alles vor ihm schwarz geworden, erklang ein wütendes Hupen, und einige Stimmen schrien: »Gib acht! Gib acht!«, andere wurden zu einem einzigen Angstschrei, und nach einem heftigen Schlag überwältigte ihn ein Schmerz, dessen schlimmste Eigenart die Verwirrung war, das Unwissen darüber, woran zu leiden war, wie zu leiden sei und ob es nicht vielmehr darum ging, überhaupt nicht mehr zu leiden. Riccardo war der Länge nach zu Boden gestürzt. Doch wie? Worauf und worunter? Und dann: Dachte er mit der Stirn oder mit einem Autoreifen? Weshalb saß auf seinem Hals kein Kopf mehr, dafür aber ein Rad? In Wirklichkeit dachte er weder mit dem einen noch mit dem anderen, und seine Gedanken suchten angestrengt das Gehirn, wie ein noch nicht ganz ausgereiftes Küken nach der Schale des Eis suchte, aus dem es geschlüpft war. Wo war sein Kopf? Seine Gedanken, die sich noch nie zuvor so nackt außerhalb eines Gehirns bewegt hatten, schlichen mit einem absurden Gefühl der Scham mitten durch das Blut und den Staub hindurch, da sie weder zu verstehen geben wollten, daß sie aus einem Autoreifen herausgekrochen waren, noch zugeben, daß sie - sich selbst überlassen - unfähig waren, auch nur eine Minute lang zu überleben.

Der Kopf war weit weg, wer weiß wo, zerquetscht. »Los!« dachte Riccardo. »Machen wir Schluß damit!«

Und tatsächlich war Schluß mit allem: Er war bereits tot.  - Vitaliano Brancati, Auf der Suche nach einem Ja. Nach (branc)

 

Sehen Schwarz

 

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