chwaben  Die neun Schwaben kamen an die Mosel, ein sumpfiges, stilles und tiefes Gewässer. Es gab nicht viele Brücken, man mußte sich mit dem Kahn übersetzen lassen. Da die Schwaben das aber nicht wußten, riefen sie einem Mann, der auf dem andern Ufer arbeitete, und fragten ihn, wie man denn hinüber gelangen könne. Wegen der Entfernung und auch wegen ihrer Sprache verstand der Mann nicht, was sie wollten, und sagte in seinem Trierer Dialekt: »Wat, wat?«, was so viel heißt wie »Was, was?« Sie aber glaubten, er rufe ihnen zu, sie sollten waten, und so begann der vorderste hinüberzugehn. In dem schlammigen und tiefen Wasser kam er aber nicht weit, sondern fiel hinein und ertrank. Als die anderen seinen Hut sahen, den der Wind auf die andere Seite geweht hatte, und einen Frosch, der daneben saß, quaken hörten: »Wat, wat, wat!«, was ebenso klingt, wie wenn es von einem Menschen mit breitem Maul ausgesprochen wird, glaubten sie, ihr Gefährte rufe ihnen zu, ihm nachzufolgen. Sie nahmen dies als Aufforderung und sagten zu einander: »Wenn er hinüberwaten kann, warum nicht auch wir?« Und so sind alle neun ertrunken. - Hans Wilhelm Kirchhoff, nach (bes)

Schwabe (2)

Schwabe (3)   Er wußte, daß man bei deutschen Frauen und Mädchen ganz allmählich vorgehen müsse. Die hübsche Deutsche trat in die Mitte des Zimmers und hob das schöne Füßchen. Diese Stellung entzückte Pirogow dermaßen, daß er über sie herfiel, um sie zu küssen; die Deutsche fing zu schreien an und erhöhte dadurch ihren Reiz in den Augen Pirogows. Er überschüttete sie mit Küssen, als plötzlich die Tür aufging, und Schiller in Begleitung Hoffmanns und des Tischlermeisters Kunz ins Zimmer trat. Diese ehrwürdigen Handwerker waren alle so betrunken wie die Schuster.

Aber ... ich überlasse es den Lesern selbst, sich den Zorn und die Entrüstung Schillers auszumalen.

»Rohling!« schrie er in höchster Empörung: »Wie wagst du es, meine Frau zu küssen? Du bist ein Schuft und kein russischer Offizier. Hol mich der Teufel! Nicht wahr, mein Freund Hoffmann? Ich bin ein Deutscher und kein russisches Schwein.« (Hoffmann antwortete bejahend.) »Oh, ich will keine Hörner tragen! Mein Freund Hoffmann, pack ihn am Kragen; ich will nicht!« fuhr er fort, heftig mit den Händen fuchtelnd, wobei sein Gesicht dem roten Tuche seiner Weste ähnlich wurde. »Ich lebe seit acht Jahren in Petersburg, ich habe in Schwaben eine Mutter und in Nürnberg einen Onkel; ich bin ein Deutscher und kein gehörntes Rindvieh! Zieh ihm alles aus, mein Freund Hoffmann! Halt ihn an Armen und Beinen fest, mein Kamerad Kunz!«

Und die Deutschen packten Pirogow an Armen und Beinen.

Vergeblich versuchte er sich freizumachen; diese drei Handwerker waren die kräftigsten unter allen Petersburger Deutschen und behandelten ihn so roh und unhöflich, daß ich, offen gestanden, gar keine Worte finde, um dieses beklagenswerte Ereignis zu schildern.

- Nikolai Gogol, Der Newskij-Prospekt, In: N. G., Petersburger Erzählungen. Wiesbaden 2015 (zuerst ca. 1850)

Schwabe (4) Mein teurer Karl!  Ich komme Abschied zu nehmen. Aber laß uns nicht klagen! In solchen Fällen erhalte ich immer lieber den zufriedenen Geist, der das Traurige, Gott zu ehren, verschweigt und auf das Gute siehet.

So viel darf ich gestehen, daß ich in meinem Leben nie so fest gewurzelt war ans Vaterland, im Leben nie den Umgang mit den Meinigen so sehr geschätzt, so gerne zu erhalten mir gewünscht habe!

Aber ich fühl es, mir ist's besser, draußen zu sein, und Du, mein Teurer! fühlst es selber, daß zum einen wie zum andern, zum Bleiben wie zum Wandern, Gottes Schutz gehört, wenn wir bestehen sollen. Dich erhält in Deiner Art besonders die Geschäftigkeit. Sonst würd es Dir zu enge werden. Mir ist not, vorzüglich, mit der rechten Wahl das Meinige zu tun. Sonst würd ich zu zerstreut dahingerissen.

Laß nur die alte brüderliche Liebe nicht untergehen unter uns. Das ist ein heiliges Glück, wenn bei Verschiedenheit des Lebensgangs die Menschen doch durch solche Bande, wie das unsre ist, zusammengehalten werden. Das ist der größere Sinn, der überall anfeuert und rettet. Und Männerseelen besonders bedürfen es nicht, daß eines dem ändern gleiche, wenn die Liebe zwischen ihnen sein soll. Ohne diese Offenheit des Herzens aber ist kein Glück mit ihnen. O mein Karl! vergib mir, daß es rein sei zwischen uns!

Und so leb wohl! Es wird Dir gut gehen bei den Unsrigen, da Du im Deinigen so gut bist. Denk zuweilen auch an mich!  - Hölderlin an den Bruder,  14. Dezember 1801

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