chutzpatron
Weder war der Kirchenvater und Bibelübersetzer
Hieronymus ein gewöhnlicher Heiliger
noch das großartige Tier, das ihn bewachte, ein Löwe
wie ein anderer. Die im neunten Jahrhundert aufgekommene Legende
vom Schutzpatron der Gelehrten, der einen Löwen geheilt
haben soll, wurde von Giovanni d'Andrea, einem Bologneser Rechtsgelehrten des
vierzehnten Jahrhunderts, in Umlauf gesetzt. Er schrieb, im Heiligen Land sei
ein Löwe mit einem Dorn in der Tatze zu Hieronymus ins Kloster gekommen, um
Hilfe zu suchen. Es sei ihm gelungen, den Heiligen davon zu überzeugen, daß
er nur den Dorn entfernt haben wolle, und aus Dankbarkeit sei er zu dessen lebenslangem
Gefährten geworden. In Wirklichkeit aber haßte und fürchtete Hieronymus Löwen;
er bezeichnete sie in seinen Briefen als Teufel in
falschen Gewändern. - Colin Eisler, Dürers Arche Noah. Tiere und Fabelwesen im Werk
von Albrecht Dürer. München 1996 (zuerst 1991)