chuster

Sabinchen war ein Frauenzimmer
gar hold und tugendhaft.
Sie lebte treu und redlich
immer bei ihrer Dienstherrschaft.

Da kam aus Treuenbrietzen
ein junger Mann daher,
der wollte Sabinchen besitzen
und war ein Schuhmacher.

Sein Geld hat er versoffen,
in Branntwein und in Bier.
Da kam er zu Sabinchen geloffen
und wollte welches von ihr.

Sie konnte ihm keines geben,
drum stahl sie auf der Stell,
von ihrer sauberen Dienstherrschaft,
zwei silberne Blechlöffel.

Doch schon nach sieben Wochen,
da kam der Diebstahl raus.
Da warf man das Sabinchen
mit Schande aus dem Haus.

Sie klagt's ihm mit Gewissensbissen,
ihr ist das Herz so schwer.
Doch jetzt will nichts mehr von ihr wissen
der Treuenbrietzener.

O, Du verfluchter Schuster,
Du rabenschwarzer Hund!
Da nimmt er gleich sein Rasiermesser
und schneidet ihr ab den Schlund.

Das Blut himmelaufwärts spritzte,
Sabinchen sank um und um.
Der treulose Schuster aus Treuenbrietzen,
der stand um sie herum.

In einem düst'ren Keller;
bei Wasser und bei Brot,
da hat er endlich eingestanden
die schaurige Moritot.

Am Galgen ward der Treuenbrietzener
gehängt durch einen Strick.
Dazu hat ihn gebracht die Untreu
und auch die falsche Tück.

Und die Moral von der Geschicht:
Trau' keinem Schuster nicht!
Denn der Krug geht so lange zu Wasser,
bis ihm der Henkel abbricht.

- www.Treuenbrietzen.de

Schuster (2)  Er war Schuhmacher von Beruf. Ich sollte nicht »Schuster« sagen, das gehöre sich nicht. Das wäre genauso, als wenn er zu meinem Vater Dampfschiffskapitän statt Reeder sagte. Er lobte meine Schuhe. Baujahr 1934, Antilopenleder. »Was hast du für kleine Füße«, sagte er und betastete sie wie Schollen.

Seine Scheiße roch nach Pfefferkuchen. Solche Blöcke hatte ich noch nie gesehen. Ich konnte es zuerst nicht glauben. Als balle sich alles zu Fäusten in ihm. Schnell zog er die Hose hoch. So wie andere Leute sich unter den Tisch bücken, wenn sie ausschnauben.  - Walter Kempowski, Im Block. Frankfurt am Main 1972 (zuerst 1969)

Schuster (3)  SAJETAN  Soll denn dieser vermaledeite Mangel an Ideen bis ans Ende der Zeiten dauern? Schrecklich die Leere, und gräßlich der sich vor uns türmende unübersehbare Berg ungetaner Arbeit, einer Arbeit, in der nicht einmal ein Fünkchen begrifflicher Illusion mehr zu finden ist? Wißt ihr, was ich euch jetzt sagen werde? — es ist das Allergräßlichste: Es war viel schöner, ein stinkender Schuster zu sein und miese Ideen zu haben und in all dem fürchterlichen Gestank still und süß von den Erfüllungen zu träumen, als jetzt in Samt und Seide sich auf dem Gipfel einer Lakaienmacht zu suhlen - denn lakaienhaft ist sie, Hurenarsch und Zitzenfett! Trampelt mit den Füßen und spricht beinahe weinend weiter. Die Ärmel aufkrempeln bis zum Hals und dann rein schöpferisch und gesellschaftlich drauflos geschuftet? Das ist zum Sterben langweilig! Und das Leben? Genießen kann ich's ohnehin nicht mehr, meine früheren verstunkenen Jahre lassen sich nun einmal nicht ungeschehen machen. Ihr habt noch die ganze Welt vor euch liegen! Ihr seid imstande, nach der Arbeit auch euer Leben zu genießen - und ich? Soll ich mich etwa besaufen oder mit Kokain vollschütten, Himmelarschziegenzitzendickdarmfurunkel, in Stutensaft getauchtes? Nicht mal die Flüche schmecken mir mehr. Ich hasse niemanden - außer mir selbst - oh, Graus, oh, Graus: in welch öde, verlassene Seelensümpfe hat mich mein gemeiner Ehrgeiz verschleppt, jemand sein zu wollen auf diesem heiligen, kugelrunden, unbegreiflichen Erdenbällchen!     - Stanislaw I. Witkiewicz, Die Schuster. Lehrstück mit Liedchen in 3 Akten. In: S.I.W., Verrückte Lokomotive. Ein Lesebuch, mit Bildern des Autors. Hg. Andrzej Wirth. Frankfurt am Main 1994 (zuerst 1934)

Schuster (4) Der Name Lepracaun leitet sich her vom Irischen lith brog — das heißt Einschuhmacher, wohl weil man ihn gewöhnlich an einem Schuh arbeiten sieht. Aus dem 15. Jahrhundert stammt ein Manuskript mit der Geschichte von Iubdan, König der Lepracaun, ein edler und angesehener Fürst, dessen stärkster Untertan sich dadurch auszeichnete, daß er eine Distel mit einem Hieb umhauen konnte. Alle Lepracauns sind häßlich. Sie sind meist nicht größer als ein Kind von zehn, elf Jahren, häufig sogar noch viel kleiner. Ihre Körper sind breit und gedrungen. Ihre Gesichter sehen aus wie verschrumpelte Äpfel. Lepracauns foppen und narren gern. In ihren Taten sind sie auf das spezialisiert, was man im Englischen einen »practical joke« nennt. Sie betreiben das Handwerk eines Schuhmachers oder Sattlers, kennen aber zudem den Ort, an dem ein versteckter Goldschatz liegt. Wenn ein Sterblicher einen Lepracaun fängt, kann er ihn zwingen, das Versteck des Schatzes zu verraten, aber er darf den kleinen Kerl nicht aus den Augen lassen, sonst ist er im Nu verschwunden. Immer versucht der Lepracaun, den Menschen, der ihn fängt, für einen Augenblick abzulenken, um dann zu entwischen. Er ruft: »Sieh mal, da geht ein Bienenschwarm durch!« oder »die Kühe sind ins Haferfeld gelaufen!« Wer darauf hereinfällt, ist selber schuld.    - (anders)
 
 

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