chulterklopfen  4. Mai 195 . . . (A.P.) Trotz den Bemühungen seiner Anwälte und einem letzten Gnadengesuch am 2. dieses Monats, wurde Lou Vincent heute morgen in der Gaskammer von San Quentin, im Staat Kalifornien hingerichtet.

. . . Hände und Knöchel an den Stuhl gebunden. Der Chef der Gefängniswärter befahl seinen vier Gehilfen, die Kammer zu verlassen, und nachdem er Vincent auf die Schulter geklopft hatte, ging auch er hinaus. Der Verurteilte blieb allein in dem Zimmer zurück, während 53 Zeugen durch die kleinen Fenster zuschauten.

... er warf den Kopf zurück und atmete tief.

. . . zwei Minuten später bedeckte sich sein Gesicht mit Schweiß, während sich seine Finger bewegten, als wollten sie sich aus den Riemen befreien . . .

. . . sechs Minuten, die Zuckungen wiederholten sich und Vincent warf den Kopf vor und zurück. Ein wenig Schaum kam aus seinem Mund.

. . . acht Minuten, der Kopf fiel, nach einer letzten Zuckung, auf die Brust.

. . . Um zehn Uhr zwölf Minuten verkündete Doktor Reynolds, daß der Verurteilte soeben gestorben sei.   - (ray)

Schulterklopfen ⁽²⁾   Vor Jahren war ich an einem heiteren Sommertag um eine Straßenecke gebogen, und da lag ein Mann unter einem Auto. Der Fahrer sprang gerade aus dem Wagen und starrte auf den Körper hinab. Ich machte noch einen Schritt, blieb dann stehen. Etwas Rosiges lag auf dem Gehsteig, direkt neben meinem Schuh.

Ich hatte so etwas schon an der Universität in Laborschüsseln gesehen. Ein einsames Stück Gehirngewebe.

Eine Frau, eine Fremde, die vorbeikam, blieb lange stehen und schaute auf die Leiche unter dem Auto. Dann tat sie etwas Impulsives, etwas, das sie sich nicht vorher überlegt haben konnte. Sie beugte sich langsam hinab, kniete sich neben den Toten. Sie tätschelte ihm die Schulter, berührte ihn sanft, als wollte sie sagen: »So, schon gut, wird ja alles wieder gut.«  - Ray Bradbury, Der Tod ist ein einsames Geschäft. Zürich 1989