chritt   Sie ging mit Schritten, wovon jeder die Absicht zu haben schien zu besiegen, und doch wer konnte einen zwingen hinzusehen, wenn man nicht wollte, man konnte es der kleinen Hexe unmöglich verbieten.   - (licht)

Schritt (2)

 

- Egon Schiele

Schritt (3)

- N.N.

Schritte (4)  »Ich weiß«, murmelte er mehr zu sich als zu dem friedlichen Buttercup, »ich kenne diese Schritte.

Ich bin jahrelang Spitalsarzt gewesen. Ich habe sie oft in den stillen Stunden der Nacht gehört, in denen nur die Lysoformdünste und die Schmerzen wachten.

Im rötlichen Licht der Rauchverzehrer machten sie die Runde; sie erklangen in den langen, von spärlichen Nachtlichtern erhellten Korridoren.

Sie gingen den Tragbahren voran, die nachts von den Krankenwärtern geräuschlos in die zugigen, eiskalten Leichenhallen getragen wurden.

Wir hörten sie, aber zwischen uns allen: Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern, bestand die stillschweigende Abmachung, nie darüber zu sprechen.

Manchmal murmelte ein Anfänger ein Gebet etwas lauter. Aber wenn ›er‹ unterwegs war, wußten wir, daß in dem schmerzgequälten Leben der zu weißen Zimmer ein Bett freigeworden war.

Die abgebrühten Wärter im Gefängnis Newgate hören diese Schritte, wenn sie den schwarzen Raum für den nächsten Morgen vorbereiten; sie kommen aus der Tiefe der Korridore und gehen auf die unheilvollste Zelle von allen zu.«   - Jean Ray, Das Storchenhaus. Frankfurt am Main 1986

Schritte (5)  Das ist sehr schnell gegangen, aber mein Herz schlägt immer noch. Eine richtige Dusche, als hätte man mich plötzlich mitten in den trüben morgigen Tag getaucht. Jemand schlurfte mit seinen Holzschuhen genau unter meinem Fenster entlang. Sie klapperten zuerst auf dem Bürgersteig, und dann dehnte sich das Klappern zu einem langen gedämpften Schlurfen. Das Geräusch dieser Schritte hatte einen Sinn, hatte etwas zu sagen. Aber ich war so angewidert, daß ich mich nicht bemüht habe zu verstehen. Das ist genau das, was mir neulich mit diesem Kiesel passiert ist. Jetzt ist es vorbei, aber ich habe den Eindruck, daß unter meinen Fenstern, eine Sekunde lang, etwas Gräßliches gewesen ist. Ich stehe auf, ich schaue durch die Scheiben, aber ich sehe nur einen unscharfen Schatten, der in den Boulevard de la Redoute einbiegt. Was mich wundert, ist, daß das Gefühl meiner Freiheit sofort zurückgekehrt ist. Mein Ekel ist spurlos verschwunden, er ist mit dem letzten der Schritte verflogen.   - Jean-Paul Sartre, Der Ekel. Reinbek bei Hamburg 2004 (zuerst 1938)

Schritt (6)

- N.N.

Schritt (7)  Schließlich war ich  allein in der Stadt der Schritte.

Dieses Geräusch hört man heute nur noch hier, und Raimondo behauptet, daß Venedig vor allem deshalb -weit mehr als wegen seiner Naturschönheiten, Kunstschätze und so weiter - so geliebt und gesucht wird. Die unbewußte Nostalgie nach dem Zweibeinertum, nennt er das. Und wirklich, diese so individuellen, bald zwischen engen Mauern dröhnenden, bald durch das Wasser gedämpften, bald durch ein Gewölbe, einen Bogengang vestärkten, bald in einem weiten, freien Raum verhallenden Töne haben alle einen irgendwie stolzen Beiklang: Hört, da bin ich, ich bin von den Bäumen heruntergestiegen, und mit diesen Absätzen erobere ich jetzt die ganze Welt.

Meine Absätze gingen von einem hochbefriedigenden Soloauftritt zu einem lebhaften Zusammenspiel mit anderen Gangarten über, es gab trockene kleine Duette, die plötzlich durch einen Gassenschlauch zur Rechten abgebrochen wurden, einen eiligen Chor in großer Besetzung, der hinter meinem Rücken eingesetzt hatte, eine Zeitlang immer stärker wurde und dann allmählich entlang einer Wasserstraße zur Linken verklang, ein Trio vor mir, das nach und nach langsamer wurde und schließlich an einem unbestimmten Punkt der Stille anhielt.  - Fruttero & Lucentini, Liebhaber ohne festen Wohnsitz. München 1990

 

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