chnurren  Nachdem ich den Kessel der drei Hexen zerbrochen hatte, die mir all meinen Torf und mein Vieh stahlen, drehten sie auch noch meinen Hühnern den Hals um, zertrampelten meine Ernten, und ich wurde arm, so arm, daß ich mein Weib und meine Kinder als Dieb durchbringen mußte.

Eines Nachts trieb ich einen alten Gaul und eine Kuh heim, um meinen Kindern etwas Fleisch zukommen zu lassen. Ich war so müde vom langen Gehen, daß ich mich einen Augenblick unter einen Baum in einem dichten Wald setzte, um auszuruhen.

Es war kalt, und da ich einen Feuerstein in meiner Tasche hatte, zündete ich mir ein kleines Feuer an, um mich daran zu warmen. Ich saß noch nicht lange am Feuer, als ich dreizehn der wildesten, größten und schaurigsten Katzengesichter sah, die man je auf der Welt erblickt hat. Zwölf von ihnen hatten die Größe eines ausgewachsenen Mannes, die dreizehnte aber war so groß, als hätte man zwei ausgewachsene Männer übereinandergestellt. Der Anführer der Katzenmeute hatte wilde grüne Augen, die funkelten und sprühten, und er setzte sich mir gegenüber ans Feuer; die anderen Katzen setzten sich neben ihn, und alle begannen so laut zu schnurren, daß es sich in der stillen Nacht wie Donner anhörte. Nach einer Weile hob die größte der Katzen ihren Kopf, sah mich über das Feuer hin an und sagte: »Ich halte es vor Hunger nicht länger aus. Gib mir etwas zu essen. Aber sofort.« »Ich habe nichts, es sei denn, ihr würdet mit dem alten weißen Gaul vorliebnehmen, der dort drüben an den Baum gebunden ist.«

Die Riesenkatze war mit einem Sprung bei dem Pferd, schlug es mit einem Pfotenschlag in zwei Teile, fraß die eine Hälfte auf und ließ die andere Hälfte für ihre Gefährten übrig. Die machten sich eilig über die Pferdehälfte her und nagten sie ab bis auf die Knochen.

Darauf kamen die dreizehn Katzen wieder ans Feuer zurück. Sie leckten sich die Lippen und schnurrten so laut, daß es wieder in der stillen Nacht wie Donner klang.

Nach einer Weile sagte die große Katze abermals: »Ich bin schon wieder hungrig. Gib mir etwas zu essen.«  »Ich habe nichts als die Kuh ohne Hörner da drüben«, antwortete ich.

Die riesige Katze sprang zu der Kuh und zerschlug sie in zwei Hälften, wie sie das schon zuvor mit dem alten Gaul getan hatte. Eine Hälfte verschlang sie selbst, die andere Hälfte überließ sie wieder ihren zwölf Gefährten.

Während die wilde Katzenmeute fraß, zog ich meinen Mantel aus, wickelte ihn um einen Holzkloben und setzte meinen Hut darauf, so daß es aussah wie ein Mensch, denn ich konnte mir schon denken, was nun geschehen werde. Dann kletterte ich rasch auf einen Baum.

Bald hatten die Katzen ihr Fleisch verschlungen und kamen wieder zurück ans Feuer. Sie sahn auf den Holzkloben, dem ich meinen Mantel umgehängt und meinen Hut aufgesetzt hatte, und die größte unter den Katzen sprach wieder: »Hast du noch etwas zu essen? Ich habe immer noch schrecklichen Hunger.«

Der Holzkloben gab keine Antwort. Also sprang der Anführer der Katzenmeute über das Feuer und begann, nach ihm zu beißen und auf ihn mit seinen Krallen einzuschlagen. Aber bald erkannte er, was er da vor sich hatte. »Aha!« fauchte er, »du hast dich also davongemacht. Wir werden dich aber bald gefunden haben, wo immer du dich auch versteckt haben magst.« Und dann befahl er seinen zwölf Katzen über ganz Erin hin zu laufen und nach mir zu suchen; sechs unter der Erde und sechs über der Erde. Er selbst setzte sich unter den Baum, auf dem ich hockte. In kürzester Zeit hatten die Katzen unsefe ganze Insel durchstöbert, ohne eine Spur von mir gefunden zu haben. Da blickte die Riesenkatze zufällig nach oben und sah mich.

»So, so!« kreischte das Katzenuntier, »da steckst du also. Ich werde dich bald haben! Los...!« rief sie den zwölf anderen Katzen zu, »nagt den Baumstamm durch.«

Die zwölf Katzen hockten sich im Kreis um den Stamm und begannen zu nagen. Es dauerte nicht lange, da stürzte der Baum um, ihrem Anführer genau vor die Füße. Aber als der Baum langsam fiel, gelang es mir, mich auf die Zweige des nächsten Baumes hinüber zu retten. Natürlich sahen die Katzen das, und im Handumdrehen hatten sie auch diesen Baum gefällt, doch abermals entkam ich auf den Baum nebenan. Das ging so die ganze Nacht, bis nur noch ein letzter, einziger Baum im ganzen Wald stand, auf dem ich angstvoll hockte. Sie machten sich daran, auch diesen Baum umzulegen, und ich hatte keine Ahnung, wohin ich mich nun retten sollte. - Der Schwarze Dieb, in (irm)

Schnurren (2)

- B. Kliban

Schnurren (3)  Das Gewinsel des Tigers ging nun über in ein langgezogenes, summendes Schnurren - so laut und doch so unbestimmt, daß es schien, als käme es aus allen Himmelsrichtungen zugleich. Das war das Summen, das den Holzfällern und Zigeunern, die in den Lichtungen rasten, das Blut erstarren macht - kopflos fliehen sie dann, stürzen wie von Sinnen davon, oft gerade hinein in den Rachen des Tigers.  - Rudyard Kipling, Das Dschungelbuch, nach (ki)
 
Katze
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