chnitt   Hoch oben auf der Straße des Ruhms zog er seine Bahn, sein Ruhm war echt und gut: von dem Herzog Clinschor sprachen Weib und Mann. Doch dann stieß ihm ein Unglück zu, und zwar so: Ein edler Mann war in Sizilien König, der hieß Ibert. Iblis hieß seine Frau, die war so reizend schön wie sonst kein Leib, den man von einer Mutter Brust genommen hat. Clinschor war in ihren Dienst getreten, und eines Tages belohnte sie ihn auch und gab ihm ihre Liebe. Dafür machte ihn der König verachtet. Wenn ich Euch nun sein Geheimnis sage, dann muß ich erst von Euch Dispens erbitten; denn es ist nicht recht schicklich, daß ich Euch erzähle, wie er zur Zauberei kam: Er kam dazu mit einem Schnitt, der machte Clinschor zum Kapaun.«

Da mußte Gâwân furchtbar lachen. Sie erzählte aber noch mehr. »Das war auf Kalot enbolot, da wurde er den Menschen zum Gespött, auf jener festen Burg. Ihn fand der König bei seiner Frau: Clinschor schlief in ihren Armen. Nicht gratis durfte er da warm gebettet liegen, er mußte ein Pfand dalassen: Königshände machten ihn eben zwischen den Beinen. Das war sein gutes Recht, so fand der Herr der Burg. Er beschnitt ihn so am Leib, daß der seitdem bei keiner Frau zu irgendwelchen Späßen taugt. Doch sind viele Menschen dadurch ins Unglück gekommen.

Es ist eine Stadt, die Persidâ heißt — nicht etwa, wie man immer meint, das Land Persia —, wo das Zaubern erfunden wurde. Dahin reiste er und holte dort die Kunst; so kommt es, daß er nun alles fertigbringt, was er will, mit höchster Meisterschaft in der Magie. Seit er an seinem Leib geschändet wurde, wollte er nie mehr einem Menschen, ob Mann oder Weib, irgend etwas Gutes gönnen, all denen, meine ich, die Ehre haben. Wenn er denen eine Freude nehmen kann, dann ist das seinem Herzen eben das Rechte.   - Wolfram von Eschenbach, Parzival. Frankfurt am Main 1993 (zuerst ca. 1200, Übs. Peter Knecht. Die Andere Bibliothek 100

Schnitt (2)   Rede eines Menschen der sich aus Verzweiflung, weil ihn ein Mädchen nicht erhört, kastrieren will.

Noch bin ich diesseits, wo die Natur die Hoffnungen die sie mir seit meinem 14ten Jahre machte erfüllen kann. Kann? Aber sie will nicht. Sprich! (aber ich zweifle fast, daß menschliche Nerven tüchtig sind eine gültige Entschuldigung für ein solches Vergehen einer Seele verständlich zu machen) sprich wenn du kannst, warum locktest du mich durch frohe Ahndungen eines bevorstehenden Glücks, mir selbst unbewußt, zu Betrachtungen die mir endlich in der Ferne den Gegenstand zeigten der den Durst löschen könnte der mich verzehrte, wenn du ihn mir auf ewig entziehst? Wenn du betrügst, unser aller Mutter, kannst du Tugend von deinen Kindern verlangen? Wessen Stimme war es die mir zurufte, dieses Mädchen wird dein zeitliches Glück ausmachen, eine. Stimme die noch immer tief in mein ganzes Wesen hineinhallt. Ich glaubte es wäre die deinige, Natur, und es ist sie nicht? Mir graut in mir selbst, wie in einer von Geistern bewohnten Halle, wem soll ich denn folgen wenn mich mein eigner Trieb schändlich belügt? (Er zieht das Messer) Hier schmeichelhafter Lügner, zittere! Ein einziger Schnitt könnte dich ewig verstummen und deine tückische Zunge so stille machen wie eine Nacht auf einem Kirchhof.  - (licht)

Schnitt (3)

- Larry Clark

Schnitt (4) Corte: »Schnitt«, ursprünglich als obszön geltender Tangoschritt, bei dem sich jeweils ein Bein des/der einen Tänzers/Tänzerin zwischen beiden des/der anderen befindet. - Anm. zu: Jorge Luis Borges, Kabbala und Tango. Frankfurt am Main 1991
 
 

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