chnellfüßigkeit Nur zu einem gewissen Brunnen, vor dem vielgenannten Skäischen Tor, in der Nähe des Heiligtums des Apollon Thymbraios - nach der duftenden tbymbra, der Saturei, so genannt -, kamen die Frauen aus der Stadt. Sie holten Wasser in der Begleitung eines berittenen Jünglings. Und das führte zu einer entsetzlichen Tat des Achilleus, die die Dichter in späteren Zeiten kaum mehr besungen haben. Um so häufiger stellten sie die alten Künstler auf Gefäßen, die für Gräber bestimmt waren, an Tempelgiebeln und Waffen oder an den Wänden von Grabkammern dar. Den Charakter des Opfers an eine schreckliche Gottheit bewahrte diese Tat für immer.
Wie wäre es anders auch zu begreifen, daß Achilleus hinter dem Brunnenhaus
auflauerte, nicht etwa um die Frauen gefangenzunehmen, sondern um den Jüngling
am nahen Altar des Gottes abzuschlachten? Die Jünglinge gehörten in Griechenland
dem Apollon an, wenn auch nicht als blutige Opfer.
Für sich selbst pflegten sie Widder darzubringen. Doch man weiß, daß ein schöner
Jüngling, wie Hyakinthos oder Kyparissos, oft genug seinen Tod dem ungestümen
Gott verdankte. Es scheint, daß Achilleus den tödlichen Apollon der Trojaner
durch dieses Menschenopfer besänftigen wollte. Er ließ die Frauen und Mädchen
fliehen - unter ihnen eine Tochter des Priamos und der Hekabe, die Polyxena
- und warf sich dem davonjagenden Jüngling nach, fast noch einem Knaben. Es
war Troilos, ein Bruder der Polyxena und vielleicht sogar ein Sohn des Apollon,
den Hekabe vom Gott empfing. Es ist uns überliefert, daß sein Tod als eine Vorbedingung
der Eroberung von Ilion galt. Damals erwies es sich, wie sehr Achilleus seines
Beinamens »der Schnellfüßige« würdig war. Er holte den auf seinem hohen Roß
davonstürmenden Knaben ein, riß ihn an den Haaren herab und zerrte ihn zum Altar
des Apollon Thymbraios, auf dem man - nach dem Zeugnis einer alten Darstellung
- Hähne darzubringen pflegte. Da eilten schon die Brüder dem Troilos zu Hilfe,
Hektor voran. Sie vermochten die Abschlachtung nicht mehr zu verhindern: man
sieht auf Vasenbildern den Leib des Knaben auf dem Altar liegen und Achilleus
den Kopf des Opfers den Trojanern zuschleudern. Allzufrüh war die Freude des
Troilos am Reiten, unnütz die grausame Annäherung des Achilleus an den thymbräischen
Apollon, -
(kere)
|
||
|
|
|