chnatterrind »Seht doch!« rief Alice und deutete aufgeregt in die Feme. »Da läuft die Weiße Königin über Land! Direkt aus
dem Walde dort kam sie herausgeflogen - wie schnell diese Königinnen doch rennen können!«
»Es wird wohl wieder einmal ein Feind hinter ihr her sein«, sagte der König und drehte sich nicht einmal um dabei. »Davon
wimmelts in dem Wald dort drüben nur so.«
»Ja, wollt Ihr denn nicht hiniiberlaufen und sie beschützen?« fragte Alice voller Staunen über seinen Gleichmut.
»Vollkommen zwecklos!« sagte
der König. «Sie rennt so schrecklich schnell
dahin. Sie einholen? Warum nicht gleich ein Schnatterrind! Aber wenn du
meinst, kann ich mir ja eine Notiz über sie machen -sie ist ein liebes,
braves Wesen«, sagte er leise vor sich hin und schlug sein Notizbuch
auf. »Schreibt man >Wesen< mit zwei >e<?«
Während er noch schrieb, kam das Einhorn
an ihnen vorbeigeschlendert, die Hände in den Hosentaschen. »Ich war
Sieger diesmal!« sagte es zum König und streifte ihn dabei ganz kurz mit
einem Blick.
»Ein wenig schon - ein wenig«, erwiderte der König etwas ängstlich. »Aber dein Hörn hättest du dem Löwen doch nicht in den Leib rennen sollen, weißt du.«
»Das hat der doch kaum gespürt«, sagte das Einhorn
leichthin und wollte weitergehen, als sein Blick auf Alice fiel: da
drehte es sich sogleich um und sah Alice mit tiefstem Abscheu an. »Was
ist - denn - das?« sagte es schließlich.
»Ein Kind!« erwiderte Hasa eifrig und trat dabei vor
Alice hin, um sie vorzuführen, wobei er beide Hände in einer
germanischen Urstellung gegen sie ausstreckte. »Erst heute gefunden! In
natürlicher Größe, und zweimal so echt!«
»Ich dachte immer, das seien Fabelwesen!« sagte das Einhorn. »Lebt es noch?« -
Lewis Carroll, Alice hinter den Spiegeln. Frankfurt am Main 1974 (zuerst 1872)
|
||
|
|
|