Schmetterlingspuppe   Die Drossel ruft mich mit ihrem schrillen Schrei. Sie hat sich auf ein Eisengitter gesetzt und trägt in ihrem Schnabel einen Gegenstand mit sich, dessen Form und Farbe ich nicht ausmachen kann. Als ich mich nähere, fliegt der Vogel davon und läßt seine Beute auf der Querstange der Balustrade zurück. Es ist eine Schmetterlingspuppe, von dieser einzigartigen Form, die keiner anderen im Tierreich gleicht. Ein Schreckbild, ein Ungeheuer, eine Heinzelmannskapuze, weder Tier noch Pflanze noch Stein. Ein Leichentuch, ein Grab, eine Mumie, nicht geworden, weil sie hier unten keine Vorfahren hat, aber gemacht, von jemandem geschaffen. Der große Künstler-Schöpfer hat sich als Künstler-Meister damit vergnügt, ohne praktischen Zweck zu formen, l'art pour l'art, vielleicht ein Symbol. Diese Mumie, das weiß ich wohl, umschließt nur einen tierischen Schleim, formlos, ohne jede Struktur, und der riecht nach frischer Leiche.

Und diese Herrlichkeit ist mit Leben begabt, Selbsterhaltungsinstinkt, da sie auf dem kalten Eisen knackt und sich mit Fäden befestigen könnte, wenn sie sich zu sehr gerüttelt fühlt.

Eine lebende Leiche, die mit Gewißheit auferstehen wird! Und die andern, hier unten, die sich in ihre Puppen verwandeln, die der gleichen Nekrobiose unterliegen, sie sollen nicht mehr erwachen, nach der von ihrem wahren Meister abgefallenen akademischen Wissenschaft. Man hat nämlich Voltaires Bekenntnis bezüglich der letzten Dinge vergessen. Voltairianer, der ich bin, mache ich mir den Spaß, diesen Stein des Anstoßes aufzustellen, indem ich diesen Skeptiker zitiere, der alles bestreitend alles zugab. „Die Auferstehung ist eine ganz natürliche Sache; es ist nicht erstaunlicher, zweimal geboren zu werden, als einmal."   - (blau)

Raupe

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VB
Puppe Verwandlung

 

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