chlüsseziehen
Wenn ein Mensch im Traum das Paradies
durchwanderte, und man gäbe ihm zum Beweis, daß er darin gewesen ist, eine Blume
mit und er sähe beim Aufwachen dieses Blume in seiner Hand — was wäre daraus
zu schließen?
- S. T. Coleridge, nach (
bo4
)
Schlüsseziehen
(2) Jeden Freitag stiegen sie in Codogno in den
Zug, und der Junge fuhr nach Mailand, weil seine Eltern getrennt lebten; er
mußte fünf Tage bei seinem Vater in Codogno verbringen und das Wochenende in
Mailand bei seiner Mutter. Das Mädchen fuhr nach Mailand, weil es bei einem
Psychoanalytiker in Behandlung war, wozu irgendein Arzt ihrem Vater geraten
hatte, der wiederum diesen Rat höchst richtig gefunden hatte. Sie war vielleicht
13 Jahre alt, er vielleicht 11. Da sie sich beide zu Hause langweilten, weil
sie immer ihre Eltern reden hörten, hatten sie bald die Vorstellung, daß alle
Eltern langweilig sind. Dann entwickelten sie diese Vorstellung weiter und kamen
zu dem Schluß, daß alle Erwachsenen langweilig sind. Schließlich kamen sie durch
einige äußere Umstände zu der Überzeugung, daß Erwachsene und Eltern schon eher
dumm als langweilig sind: und zwar so dumm, daß es nicht der Mühe wert ist,
darauf zu achten, was sie sagen oder tun. -
(gcel)
Schlüsseziehen
(3) Aus Wahrem folgt Wahres nach den Stoikern,
wie aus der Tatsache, daß es Tag ist, die, daß es hell ist. Und aus Falschem
Falsches; wenn also fälschlich behauptet wird: es ist Nacht, so folgt daraus,
daß es dunkel ist. Aus Falschem kann aber auch Wahres folgen: so folgt aus dem
Satze: die Erde fliegt, der wahre Satz, daß die Erde ist. Aus einem wahren
Satz aber folgt kein unwahrer; so folgt aus dem wahren Satz, daß die Erde ist,
nicht der unwahre Satz, daß die Erde fliegt. - Stoiker,
nach
(diol)
Schlüsseziehen
(4) Einmal sah Villarseaux in seiner großen Leidenschaft,
von seinem Fenster aus, denn er wohnte Ninon absichtlich gegenüber,
daß sie eine Kerze brennen hatte; er schickte jemanden zu ihr, zu fragen, ob
sie sich zur Ader lasse; sie ließ verneinen. Daraus schloß er nun, daß sie an
irgendeinen Nebenbuhler schrieb. Die Eifersucht packt ihn, er macht sich auf,
mit ihr zu reden; und in seiner Erregung, im Glauben, seinen Hut zu ergreifen,
setzt er sich ein silbernes Gießbeckcn auf den Kopf, und zwar mit solcher Heftigkeit,
daß man Mühe hatte, es wieder zu entfernen. Sie befriedigt seine Neugier nicht;
er wird gefährlich krank; davon wird sie so gerührt, daß sie sich alle Haare
abschneidet, die sehr hübsch waren, und sie ihm schickt, um ihm zu zeigen, daß
sie weder ausgehen wollte noch jemanden bei sich empfangen. Dieses Opfer läßt
sein Übel verschwinden; das Fieber verläßt ihn sogleich. Sie erfährt es, kommt
zu ihm, legt sich zu ihm ins Bett, und so bleiben sie ganze acht Tage im Bett
zusammen. - (tal)
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