»Ich liebe dich nicht.«
Bichettes Lippen höhnten. »Ich dich auch nicht... Aber ich kann nicht mehr - leer laufen.«
»Leer laufen?« Fec versuchte, sich ihren Blick zu fangen.
»Ja. Ich muß etwas haben.« Bichette zog schnell seinen Leib an sich. »Das
alles sind Dummheiten, ich weiß es. Glaub doch nicht, daß ich... Bah, das mit
Gaby, das war nur Stolz, Wut, Eitelkeit, was weiß ich... Und das heute morgen,
das war... Eben weil ich nicht mehr leer laufen kann. Und du, das weiß ich ganz
genau, du läufst ja auch leer. So wie du lebst, das ist doch Blödsinn.
Schlaß ist das. Absolut schlaß. Und ich kann einfach nicht mehr so daherleben,
so... Das ist... Blödsinnig ist das. Ich sage ja nicht, daß wir uns irgendwas
vortrillem sollen, irgend so was wie diese zuckrigen Claqueweiber da mit ihren
Marlous. Das ist von hinten herum ja doch wieder louche,
diese alberne Räuberspielerei, dieses ekelhafte Liebesgetue und Blickgetürm
und diese verlogenen Roheiten, diese Gewerbetreibenden mit Herz und Hintern
und... Schlingue! Ich hab den ganzen Jus bis dorthinaus! Mir soll noch einer
kommen! Du hast ja meine beiden Narben gesehen. Spaß, wenn ich losgeh...
Aber das ist ja schließlich auch nichts. Wie alles. Ich halt es einfach nicht
mehr so aus. Basta.« Sie stieß Fee von sich und stierte auf eine Laterne.
- Walter Serner, Die Tigerin. Eine absonderliche Liebesgeschichte.
München 1982 (dtv 10054, zuerst 1925)
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