An dem Hochzeittag trat eine Schlange ins Zimmer, auf deren gewundenem Schweif
eine schöne Jungfrau saß, die sprach, daß sie es wäre, der einstmal die gute
Hirtin in der Hungersnot ihre Milch gegeben, und aus Dankbarkeit nahm sie ihre
glänzende Krone vom Haupt ab und warf sie der Braut in den Schoß. Sodann verschwand
sie, aber die jungen Leute hatten großen Segen in ihrer Wirtschaft und wurden
bald wohlhabend. - (
sag
)
Schlangenkönigin (2) Der Wesir sprach: 'Schlachte
die Königin der Schlangen!' Doch Hâsib erwiderte ihm: Ich weiß nicht, wie man
schlachtet. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas geschlachtet. Wenn
du sie töten willst, so tu du es mit eigener Hand!' Sofort nahm der Wesir Schamhûr
die Schlangenkönigin von der Schale, auf der sie lag, herunter und schlachtete
sie. Als Hâsib das sehen mußte, weinte er bittere Tränen; aber Schamhûr lachte
seiner und sprach: 'Du Schwachkopf, wie kannst du weinen, wenn eine Schlange
getötet wird?' Dann zerschnitt er sie in drei Stücke und legte sie in einen
kupfernen Kessel; den Kessel aber stellte er aufs Feuer und setzte sich, um
zu warten, bis das Fleisch gar wäre. Doch während er dasaß, trat plötzlich ein
Mamluk vom König an ihn heran und sprach zu ihm: 'Der König verlangt in diesem
Augenblick nach dir.' 'Ich höre und gehorche!' erwiderte der Wesir; und rasch
holte er zwei Phiolen für Hâsib und gab sie ihm mit den Worten: 'Schüre das
Feuer unter diesem Kessel, bis der erste Schaum von dem Fleische aufsteigt;
wenn er hochkommt, so schäume ihn von dem Fleische ab und tu ihn in eine dieser
beiden Fläschchen! Dann warte, bis er sich abkühlt, und trinke ihn; wenn du
ihn trinkst, so wird dein Leib gesund sein, und du wirst nie mehr krank werden!
Und wenn der zweite Schaum aufsteigt, so tu ihn in das andere Fläschchen und
heb es auf, bis ich vom König zurückkomme;ich will es trinken, weil ich in meinem
Rückgrat Schmerzen habe, die vielleicht geheilt werden, wenn ich davon trinke!'
Darauf begab er sich zum König, nachdem er Hâsib noch einmal den Auftrag eingeschärft
hatte. Hâsib nun begann das Feuer unter dem Kessel zu schüren, bis der erste
Schaum aufstieg; den schäumte er ab und tat ihn in eine der beiden Phiolen und
bewahrte sie bei sich auf. Dann schürte er das Feuer unter dem Kessel weiter,
bis der zweite Schaum emporkam; auch den schäumte er ab, und er tat ihn in die
andere Phiole und behielt sie bei sich. Als aber das Fleisch gar war, nahm er
den Kessel vom Feuer herunter und setzte sich, um auf den Wesir zu warten. Als
jener nun von dem König zurückkam, fragte er Hâsib: 'Was hast du getan?' 'Die
Arbeit ist vollbracht', erwiderte Hâsib; und der Wesir fuhr fort: 'Was
hast du mit der ersten Flasche gemacht?' ,Ich habe soeben getrunken, was darin
war.' 'Aber ich sehe nicht, daß dein Körper irgendwie verändert ist.' 'Ich fühle,
daß mein Leib wie Feuer brennt, vom Scheitel bis zur Sohle.' Der falsche Wesir
Schamhûr verbarg die Wahrheit arglistig vor Hâsib und sagte nun: 'Gib mir
die andere Flasche; ich will trinken, was darin ist; vielleicht werde ich von
diesen Schmerzen in meinem Rückgrat geheilt!' Darauf trank er den Inhalt der
ersten Flasche, in dem Glauben, er tränke aus der zweiten. Kaum aber hatte er
sie getrunken, da entfiel sie seiner Hand, und er schwoll sofort auf und platzte.
- Die Geschichte von der Schlangenkönigin, nach (
1001
)
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