chlangenkönigin  Ein Hirtenmädchen fand oben auf dem Fels eine kranke Schlange liegen, die wollte verschmachten. Da reichte es ihr mitleidig seinen Milchkrug, die Schlange leckte begierig und kam sichtbar zu Kräften. Das Mädchen ging weg, und bald darauf geschah es, daß ihr Liebhaber um sie warb, allein ihrem reichen, stolzen Vater zu arm war und spöttisch abgewiesen wurde, bis er auch einmal so viel Herden besäße wie der alte Hirt. Von der Zeit an hatte der alte Hirt kein Glück mehr, sondern lauter Unfall; man wollte des Nachts einen feurigen Drachen über seinen Fluren sehen, und sein Gut verdarb. Der arme Jüngling war nun ebenso reich und warb nochmals um seine Geliebte, die wurde ihm jetzt zuteil.

An dem Hochzeittag trat eine Schlange ins Zimmer, auf deren gewundenem Schweif eine schöne Jungfrau saß, die sprach, daß sie es wäre, der einstmal die gute Hirtin in der Hungersnot ihre Milch gegeben, und aus Dankbarkeit nahm sie ihre glänzende Krone vom Haupt ab und warf sie der Braut in den Schoß. Sodann verschwand sie, aber die jungen Leute hatten großen Segen in ihrer Wirtschaft und wurden bald wohlhabend. - (sag)

Schlangenkönigin (2)  Der Wesir sprach: 'Schlachte die Königin der Schlangen!' Doch Hâsib erwiderte ihm: Ich weiß nicht, wie man schlachtet. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas geschlachtet. Wenn du sie töten willst, so tu du es mit eigener Hand!' Sofort nahm der Wesir Schamhûr die Schlangenkönigin von der Schale, auf der sie lag, herunter und schlachtete sie. Als Hâsib das sehen mußte, weinte er bittere Tränen; aber Schamhûr lachte seiner und sprach: 'Du Schwachkopf, wie kannst du weinen, wenn eine Schlange getötet wird?' Dann zerschnitt er sie in drei Stücke und legte sie in einen kupfernen Kessel; den Kessel aber stellte er aufs Feuer und setzte sich, um zu warten, bis das Fleisch gar wäre. Doch während er dasaß, trat plötzlich ein Mamluk vom König an ihn heran und sprach zu ihm: 'Der König verlangt in diesem Augenblick nach dir.' 'Ich höre und gehorche!' erwiderte der Wesir; und rasch holte er zwei Phiolen für Hâsib und gab sie ihm mit den Worten: 'Schüre das Feuer unter diesem Kessel, bis der erste Schaum von dem Fleische aufsteigt; wenn er hochkommt, so schäume ihn von dem Fleische ab und tu ihn in eine dieser beiden Fläschchen! Dann warte, bis er sich abkühlt, und trinke ihn; wenn du ihn trinkst, so wird dein Leib gesund sein, und du wirst nie mehr krank werden! Und wenn der zweite Schaum aufsteigt, so tu ihn in das andere Fläschchen und heb es auf, bis ich vom König zurückkomme;ich will es trinken, weil ich in meinem Rückgrat Schmerzen habe, die vielleicht geheilt werden, wenn ich davon trinke!' Darauf begab er sich zum König, nachdem er Hâsib noch einmal den Auftrag eingeschärft hatte. Hâsib nun begann das Feuer unter dem Kessel zu schüren, bis der erste Schaum aufstieg; den schäumte er ab und tat ihn in eine der beiden Phiolen und bewahrte sie bei sich auf. Dann schürte er das Feuer unter dem Kessel weiter, bis der zweite Schaum emporkam; auch den schäumte er ab, und er tat ihn in die andere Phiole und behielt sie bei sich. Als aber das Fleisch gar war, nahm er den Kessel vom Feuer herunter und setzte sich, um auf den Wesir zu warten. Als jener nun von dem König zurückkam, fragte er Hâsib: 'Was hast du getan?' 'Die Arbeit ist vollbracht',  erwiderte Hâsib; und der Wesir fuhr fort: 'Was hast du mit der ersten Flasche gemacht?' ,Ich habe soeben getrunken, was darin war.' 'Aber ich sehe nicht, daß dein Körper irgendwie verändert ist.' 'Ich fühle, daß mein Leib wie Feuer brennt, vom Scheitel bis zur Sohle.' Der falsche Wesir Schamhûr verbarg die Wahrheit arglistig vor Hâsib und sagte nun: 'Gib mir die andere Flasche; ich will trinken, was darin ist; vielleicht werde ich von diesen Schmerzen in meinem Rückgrat geheilt!' Darauf trank er den Inhalt der ersten Flasche, in dem Glauben, er tränke aus der zweiten. Kaum aber hatte er sie getrunken, da entfiel sie seiner Hand, und er schwoll sofort auf und platzte.  - Die Geschichte von der Schlangenkönigin, nach (1001)

Königin
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