Schlangendämon   Sie schlug den Weg nad dem See ein; kaum angelangt, warf sie, um nicht von den Jeques die rundum In ihren Hütten waren, bemerkt zu werden, die Mädchen ins Wasser und stürzte sich ihnen nach. Sie gingen unter und ertranken, ohne daß ihnen die Mohanes (Zauberer) helfen konnten, die, als sie den Schlag ins Wasser hörten, aus ihren Hütten hervorstürzten. Sie erkannten, da es Tag war, wer die Frau war, die sich ertränkt hatte; und obgleich sie sahen, daß es nichts mehr half, brach einer von ihnen in größter Eile auf, um dem Kaziken Nachricht von dem Unglücksfall zu geben. Auf der Stelle begab sich dieser zum See, Todesangst im Herzen, weil er es nicht glauben wollte, daß der Schmerz sein Weib in einen Zustand versetzt hatte, daß sie derartiges hatte tun können, und weil ihn das Unglück seines Kindes erschütterte. Und als er angelangt war und sie nicht mehr erblickte, weil ihre Leiber schon versunken waren, die er heraufholen wollte, wenn sie auch unter Wasser waren, befahl er dem größten Zauberer unter den Jeques, daß er etwas unternehme, um sein Weib und seine Tochter aus dem See heraufzuholen. Der Jeque bemühte sich, mit Hilfe seiner Zeremonien und Zauberhandlungen das ins Werk zu setzen, was ihm befohlen war. Zu diesem Zweck ließ er in gleicher Höhe mit dem Wasserspiegel ein Feuer entzünden und einige glatte Kieselsteine hineinlegen, damit sie glühend wie die Kohlen würden. Als es so weit war und der Zauberer sich entkleidet hatte, warf er die Kiesel ins Wasser, stürzte sich hinterdrein und tauchte unter, um als guter Schwimmer und Taucher, der er war, erst nach geraumer Zeit wieder zum Vorschein zu kommen. Er kehrte allein zurück, wie er ins Wasser gegangen war, und berichtete, er habe die Kazikin lebend angetroffen. Sie befinde sich in einem Palast, der schöner sei als der, den sie in Guatavita verlassen habe, und halte den Schlangendämon auf ihrem Schoß. Sie sei mit ihrem Aufenthalt drunten so zufrieden, daß sie, obgleich er ihr im Namen ihres Gatten gesagt habe, sie möge doch wieder hinaufkommen, und es solle nicht mehr von dem Vergangenen die Rede sein, nicht darauf eingegangen sei. Denn sie habe nunmehr Erlösung von ihren Leiden gefunden, zu denen sie nicht mehr zurückkehren wolle; er sei daran schuld, daß sie und seine Tochter ihn verlassen hatten; seine Tochter aber werde sie dort, wo sie sich befinde, aufziehen, um an ihr eine Gefährtin zu haben.

Der Kazike beruhigte sich nicht bei dieser Botschaft des Jeque und sagte, daß er ihm wenigstens seine Tochter aus dem See holen solle. Also ließ er zum zweiten Male mittels der glühend gemachten Kiesel nach ihr fahnden. Als der Zauberer wieder aus dem Wasser emporkam, hatte er den Leichnam des kleinen Mädchens bei sich, dem die Augen herausgenommen waren, und sagte, der Schlangendämon, der noch immer auf dem Schöße der Mutter ruhe, habe sie herausgenommen; denn da das Mädchen unbeseelt und augenlos im diesseitigen Leben zu nichts nütze sei, so würden die Menschen sie wieder zu ihrer Mutter ins Jenseits gehen und von der Mutter weiter behüten lassen. Der Kazike gehorchte, denn er begriff, daß der Schlangendämon, den er sehr verehrte, es so haben wollte.   - (azt)

Dämon Schlange

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