chlagfertigkeit   Buchanan begegnete am Tische mit seinen Zöglingen so etwas bei einer heißen Suppe, und er sagte: „Gut, daß du gehst, ich hätte dich lebendig verbrannt." Graf Cantagrède, dem Johann IV. einen Schlag auf den Hintern gab, worauf dieser laut wurde, sprach: „Können Eure Majestät an eine Tür klopfen, ohne daß sie auf der Stelle geöffnet werde?" Und ein russischer Seeoffizier wurde durch einen Wind, den Elisabeth streichen ließ, Admiral: er fiel auf die Knie und bat um Verzeihung, und die Kaiserin sagte nach der Audienz: „Ein Mann, der einen ungünstigen Wind so zu benutzen weiß, verdient Admiral zu sein."  - (kjw)

Schlagfertigkeit (2)  Man hatte ihn tatsächlich gern, und niemand tat ihm etwas zuleide, wenn auch beinahe alle bei ihm in der Kreide waren. Er war harmlos wie ein Huhn, und sobald er die Wohlgeneigtheit gewahrte, die man ihm allerseits entgegenbrachte, fing er an, sich wichtig zu tun, aber mit so naiver Komik, daß man ihm nichts übelnehmen konnte. Lutschka, der viele Juden kannte, neckte ihn häufig, aber keineswegs aus Bosheit, sondern aus Spaß, wie man an einem Hündchen, einem Papagei oder anderen dressierten Tieren seinen Spaß hat. Issai Fomitsch wußte das sehr gut, war niemals gekränkt und hatte auf all seine Späße immer eine schlagfertige Erwiderung bereit.

»Heda, Jud, ich werd dir schon das Fell versohlen!«

»Schlägst du mich einmal, schlag ich zurück zehnmal«, erwiderte Issai Fomitsch ungerührt.

»Verfluchter Haderlump!«

»Soll sein auch Haderlump!«

»Grindsköpfiger Drecksjud!«

»Soll sein auch dieses. Mag einer sein ein Drecksjud, wenn er nur Pinke hat.«

»Hast Christus verraten.«

»Soll sein auch dieses.«

»Bravo, Issai Fomitsch, du bist in Ordnung! Rührt ihn nicht an, so was gibt's nur einmal!« riefen die Sträflinge unter Gelächter.

»Holla, Jud, wirst noch die Knute schmecken und in Sibirien landen.«

»Bin ja eh in Sibirien.«

»Man wird dich noch weiter fortschicken.«

»Wird dort auch sein der Pan, unser Gott?«

»Gewiß doch.«

»Soll mir recht sein; wo wird sein der Pan, unser Gott, und Pinke, da läßt sich's allemal leben.«

»Gut gegeben, Issai Fomitsch, man sieht doch gleich, was für ein Malefizkerl das ist!« schrie es ringsum, und wenn Issai Fomitsch auch sah, daß man sich über ihn lustig machte, war er doch guter Dinge; das allgemeine Lob bereitete ihm sichtliches Vergnügen, und er fing an, mit seiner dünnen Diskantstimme zu singen, daß es durch die ganze Kaserne schallte: »la-la-la-la!« eine sinnlose und komische Weise, das einzige Lied, ohne Worte übrigens, das er während seiner ganzen Haftzeit zu singen pflegte. Später, als er näher mit mir bekannt geworden war, gab er mir Brief und Siegel darauf, daß dies der Lobgesang und die Weise sei, die die sechsmal hunderttausend Juden, klein und groß, gesungen hatten, als sie durch das Rote Meer gezogen waren, und daß jeder Israelit gehalten sei, diese Weise in der Stunde des Triumphes und Sieges über seine Feinde zu singen. - Fjodor M. Dostojewskij, Aufzeichnungen aus einem toten Hause. München 1985 (zuerst 1861-62)
 

 

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