chlafzimmer, fremdes
Als ich zögernd den im Dunkel gehaltenen Schlaf-Raum betrete,
hegt die Frau bereits in einem hochgebauschten Federbett. Ins
rautenförmige große Kissen gesunken ihr Kopf, die kurzen Haarsträhnen
stehen ab wie Sonnenstrahlen in l Kinderzeichnung, die Gesichtshaut hell
schimmernd u rosig. Und genau wie in der vorigen Wohnung, zu ihrer
Seite vor der blumengemusterten Wand liegend ein Mann. Ebenfalls den
Oberkörper aus dem Bettzeug aufgerichtet, trägt dieser hier jedoch ein
Netzunterhemd. Auf den linken muskulösen Oberarm gestützt (die Haut
überziehen blasse Tätowierungen, deren Ornamentik ich im Schummer nicht
entziffern kann), schaut der gedrungen wirkende Mann aus dem fahlen
Licht heraus nur zufällig in meine Richtung; mich selbst dagegen
überhaupt nicht zur Kenntnis nehmend, liegt auf seinen Lippen l
schwaches, unbeteiligt wirkendes Grinsen, das niemandem zu gelten
scheint. Die Frau, bis an den Hals im Bett versunken, spricht weiterhin
mit freudiger Stimme zu mir, nennt auch den Namen des Mannes — der
Lautfolge nach Osteuropäer, Pole öd Russe. -Er arbeitet Hier auf-dem-Bau
& kommt sehr oft zu—mir - es ist fast, als würde ich mit ihm
zusammenleben. Seit-langem schon. Er paßt auf mich auf. - Sagt die Frau,
u ihre Stimme klingt noch immer hell als verkünde sie ein frohes
Tagesereignis. —Du kannst aber ruhig hierbleiben, es macht überhaupt
nichts aus. — Setzt sie, durchtrieben lächelnd, hinzu & sieht vor
sich auf die Bettdecke nieder.
Unvermittelt, als seien diese Worte 1 Befehl, packt der
Mann mit kräftigen Armen die Frau & zwingt sie unter seinen Leib.
Sie schreit kurz auf—, doch sogleich klingt ihre Stimme wieder ruhig,
sie sieht mich an &, als wolle sie für ihren Schrei sich
entschuldigen: -Er tut mir immer weh Dabei. Er ist sehr groß & kann
Es nicht anders.
—
Bettzeug Stierrücken, drunter die schmale Frau - allsamt ein ruckendes
stampfendes Knäuel aus Leibern&stoffen, Stirn Wangen u Halshaut der
Frau hochrot, die Lippen straff & fest aufl andergepreßt, ihr zuvor
sanftes Gesicht verzerrt zur Grimasse als würde sie ans Kreuz
geschlagen, ihre Lippen kwetschen die Laute tierhafter Anstrengung
hervor —. !Was treibt ihrs vor meinen Augen: Groß u: Großkotz sind zweierlei Paar Schuh.—
Die Frau muß meine Empörung bemerkt haben (sie schaut mit heißem
Gesicht unter dem Mann zu mir herüber), sagt: —Er spricht unsere Sprache
nicht, versteht auch kein Iziges Wort. Aber er tut mir !gut.— Und
wieder 1 spitzer Aufschrei der Frau, doch jetzt bemüht, ihre Stimme zu
unterdrücken.
In der hitzigen Schamlosigkeit dieser Beiden wiederum
& auch Hier Nichts als den eigenen Unwert empfindend wie der Geist
des Ewigen-hundes, der, für Aller Ewigkeit stets unwillkommen, zur
Mitternacht in fremder Leben schleicht -, wende ich mich angewidert ab. !?Weshalb fügt sie mir solche Beleidigung zu. ?Bin ich auch ihr so unwert aller Be-Achtung wie 1 Haustier, vor dem sie genausowenig ihre Gelüste verbergen würde.—
Noch 1 Mal mit Blick aufs Betten&menschenknäul - mit vor
Schmerz—Lust verkniffnen Lippen empfängt die Frau die brutalen Stöße des
Mannes —. Auf dem Nachttisch eine Schütte blauer Pillen.Vieh-ackra Ich hätte Das liebevoller getan. Empfinde ich zornig und stampfe eifer=süchtig aus dem Zimmer.— - (jir)
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