Schlaffheit (2) Slackness? Schlampigkeit,
Bummelei, Nachlässigkeit, Schlaffheit - so übersetzt das Wörterbuch. Im Jamaican
English, wie es von den unteren Klassen auf der Insel gesprochen wird, steht
Slackness für sexuell explizite Songtexte, für den Genuss, den das Aussprechen
und Hören solcher Texte verursacht - und für ein ganzes Subgenre der Reggae-Geschichte.
Entgegen einem weit verbreiteten Glauben sind Slackness-Lyrics keine Errungenschaft
des Hiphop-affinen Dancehall-Ragga der Achtziger und Neunziger. In Jamaika wurden
geschlechtliche Angelegenheiten schon immer beim Namen genannt, die poetisch
camouflierende Umschreibung sexueller Handlungen hat sich hier nie durchgesetzt.
- Klaus Walter,
taz
vom 2. August 2007
Schlaffheit (3) Bei
dem melancholischen, schwerblütigen Temperamente
findet im Allgemeinen Schlaffheit in den Muskeln und Trägheit im Blutumlaufe
mit Anhäufung und Stockung des Blutes im Unterleibe und wenig Leben in der Haut
statt. Melancholiker pflegen in der Regel eine lange, hagere Gestalt, einen
wohlgebildeten, aber mehr länglich geformten als breiten Kopf mit schlichtem,
schwarzem, weichem Haupthaar, eher weiche als scharfe Gesichtszüge, glanzlose
Augen, einen kalten, gleichgültigen Blick,
einen langen Hals, schmale Schultern, platte Brust, eine nicht starke, klanglose
Stimme, einen schwachen Puls zu haben. - F.
A. Brockhaus, Bilder-Conversations-Lexikon. Leipzig: 1837 – 1841
Schlaffheit (4) Das
phlegmatische, kaltblütige oder lymphatische Temperament
charakterisirt sich meist durch eine schwammige Körperbeschaffenheit, blasse
Färbung und Weichheit der Haut, mattblaues, graues Auge, ruhigen Blick, schlaffes,
gedunsenes Ansehen, Anlage zur Wohlbeleibtheit, Wohlbehagen an den Freuden der
Tafel, Langsamkeit fast aller Verrichtungen, trägen Blutumlauf, langsames Athemholen,
bedächtige Sprache und langsamen Gang. Das Gemüth des Phlegmatikers ist allen
lebhaften Empfindungen unzugänglich, es kennt nur eine Liebe, die zur Ruhe,
nur einen Haß, den der Anstrengung. - F.
A. Brockhaus, Bilder-Conversations-Lexikon. Leipzig: 1837 – 1841
Schlaffheit (5) Zitternd und schwankend wie eine große Schlange kroch das Wesen ans Licht. Da war es, das Ungeheuer aus dem Märchen, dessen Stimme genügte, eine ganze Gegend in Schrecken zu versetzen! »O wie scheußlich!« rief Maria, offensichtlich erleichtert, denn sie hatte Schlimmeres erwartet. »Nur Mut!« rief ein Jäger scherzhaft. Und alle fanden ihr Selbstvertrauen wieder.
»Es scheint ein kleiner Ceratosaurus zu sein!« sagte Professor Inghirami, dessen Seele sich so weit beruhigt hatte, daß sie sich wieder den Problemen der Wissenschaft widmen konnte.
Es hatte in der Tat kein fürchterliches Aussehen, das Untier:
Kaum über zwei Meter lang, trug es auf einem übertrieben ausgedehnten Eidechsenhals
einen Kopf, der dem eines Krokodils glich, nur war er etwas kürzer; rund aufgebläht
war der Leib, der Schwanz kurz, und den Rücken entlang lief eine Art weichen
Kammes. Mehr noch als sein bescheidener Umfang waren die kümmerlichen Bewegungen,
die erdige Pergamenttönung (mit einigen grünlichen Streifen), der Ausdruck völliger
Schlaffheit im ganzen Körper dazu angetan, alle Angst zu verscheuchen. Alles
zusammen zeugte von einer unermeßlichen Greisenhaftigkeit. Wenn es ein Drache
war, dann war es ein sehr altersschwacher Drache, der fast am Ende seines Lebens
angelangt sein mußte. - Dino Buzzati, Das Haus mit den sieben Stockwerken. Frankfurt a.
M. / Berlin 1986
Schlaffheit (6)
Im Schnee rollend, rangen sie mit Händen und Knien unter keuchendem
Lachen miteinander, und sehr bald spürte er die Zähne Monas, die seinen
Nacken suchten; eine plötzliche Schlaffheit kam über ihn wie über eine
Katze, die man am Nackenfell vom Boden hebt; der Schnee, der in seinen
Kragen und seine Ärmel eindrang, verursachte ein sanftes Brennen. Als sie
den Schnee abgeschüttelt und sich auf den Schlitten gesetzt hatten, um
wieder Atem zu schöpfen, sah er mit einer Spur von Unbehagen ihre schmale
Figur in der engen Jacke ein wenig von der Seite an. Er mußte an die Wespen
denken, die aus Instinkt wissen, wo sie stechen müssen, um ihr Opfer zu
lahmen. -
Julien Gracq, Ein Balkon im Wald. Frankfurt am Main 1960 (zuerst 1958)
Schlaffheit (7)
Das Treppenlicht wurde wieder angezündet, und wir hatten einen merkwürdigen
Menschen vor uns. Er war fett, mußte früher aber noch fetter gewesen sein, denn
seine Gesichtshaut hing in schlaffen Falten herab wie bei einem Bluthund.
Er hatte eine kränkliche Hautfarbe, und seine schütteren sandfarbenen Haare
schienen sich vor Aufregung zu sträuben. In der Hand hielt er eine Pistole.
- Sir Arthur Conan Doyle, Die Brook-Street-Affaire. In: A.
C. D., Sherlock Holmes und der verschwundene Bräutigam. Berlin u. Frankfurt
am Main 1987
Schlaffheit (8)
Der Eindruck der Schlaffheit, den Blessington zu Lebzeiten hervorgerufen
hatte, wurde jetzt, da er am Haken herabhing, noch
verstärkt und übertrieben, so daß der Verstorbene kaum mehr menschlich wirkte.
Das Genick stach heraus wie das eines gerupften Hähnchens, wodurch der Rest
noch fettleibiger und unnatürlicher erschien. Er war in sein langes Nachthemd
gehüllt, und seine geschwollenen Knöchel und unbeholfenen Füße ragten nackt
darunter hervor. - Sir Arthur Conan Doyle, Die Brook-Street-Affaire. In:
A. C. D., Sherlock Holmes und der verschwundene Bräutigam. Berlin u. Frankfurt
am Main 1987
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