Schlächter, afrikanische    Masilo kam auf Händen und Knien herangekrochen, Masilo, dem Chaka befohlen hatte, eine Botschaft zu dem zu tragen, den sie Bulalio nannten, oder den Schlächter, und der über das Volk der Axt herrschte. Es war wirklich Masilo, doch er war nicht mehr fett, denn die Reise hatte ihn mager gemacht; außerdem waren auf seinem Rücken Wunden von Stockschlägen, die kaum zugeheilt waren.

»Wer bist du?« fragte Chaka.

»Ich bin Masilo, vom Volk der Axt, dem du befohlen hast, seinem Häuptling, Bulalio, dem Schlächter, eine Botschaft zu bringen und am dreißigsten Tag zurück zu sein. Sieh, o König, ich bin zurück, wenn auch in einem traurigen Zustand!«

»So scheint es!« sagte der König und lachte laut. »Ich erinnere mich jetzt: sprich, Masilo, der Dünne, der du einmal Masilo, der Fette, warst; was ist mit diesem Schlächter? Wird er herkommen mit all seinem Volk und die Axt Witwenmacher in meine Hände legen?«

»Nein, o König, er kommt nicht. Er empfing mich im Zorn, und im Zorn jagte er mich aus seinem Kraal. Und als ich ging, ergriffen mich die Diener Zinitas, der, die ich haben wollte, die aber jetzt die Frau des Schlächters ist, und sie drückten mein Gesicht in den Staub und schlugen mich mit Stöcken, während Zinita dabeistand und lachte und die Schläge zählte.«

»Hah!« sagte der König. »Und was waren die Worte dieses Welpen?«

»Dies waren seine Worte, o König: >Bulalio, der Schlächter, der im Schatten des Geisterberges sitzt, an den Schlächter, der im Kraal Duguza sitzt: Dir zahle ich keinen Tribut, denn du bist ein Nichts. Und wenn du die Axt Witwenmacher haben willst, so komme zum Geisterberg und hole sie dir. Dieses verspreche ich dir: du sollst in ein Gesicht blicken, das du kennst, denn es ist einer, der Rache nehmen wird für einen gewissen Mopo.<«

Nun, während Masilo so sprach, sah ich zwei Dinge: erstens, daß ein kleiner Stock durch das Ried des Zauns gesteckt wurde, und zweitens, daß das Regiment >Die Bienen< den Hang außerhalb des Kraals herunterkam, in Befolgung des Befehls, den ich ihm im Namen Umhlanganas erteilt hatte. Der Stock sagte mir, daß die Prinzen hinter dem Zaun versteckt saßen und auf mein Zeichen warteten, und die Ankunft des Regiments, daß die Zeit zum Handeln gekommen war.

Als Masilo zu Ende gesprochen hatte, sprang Chaka wütend auf. Seine Augen rollten, und Schaum stand vor seinem Mund, denn solche Worte hatten noch niemals seine Ohren beleidigt, seit er König war, und Masilo kannte ihn nicht, denn sonst hätte er es nicht gewagt, sie zu äußern.

Eine Weile stand er so, sprachlos vor Wut und keuchend, und schüttelte seinen kleinen Speer. Endlich fand er wieder Worte.

»Dieser Hund!« zischte er. »Dieser Hund, der es wagt, mir ins Gesicht zu spucken! Hört her, alle! Ich befehle, daß dieser Schlächter in Stücke gerissen wird, er und sein ganzer Stamm! Und auch du, der du es gewagt hast, mir diese Worte eines Stinktiers der Berge ins Gesicht zu schleudern! Und auch du, Mopo, denn dein Name wurde genannt! Ho! Umxamama, mein Diener, töte mir diesen Sklaven von einem Boten, schlage ihm das Gehirn aus dem Schädel! Sofort!«

Der alte Häuptling Umxamama sprang auf, um dem Befehl des Königs zu gehorchen, doch er war alt und nicht mehr schnell auf den Beinen, und am Ende war es Masilo, der verrückt vor Angst, Umxamama tötete, und nicht Umxamama Masilo. Dann sprang Inguazonca, der Bruder Unandis, der Mutter der Himmel, auf Masilo zu und schnitt ihm die Kehle durch, doch wurde er dabei selbst verwundet. Nun sah ich Chaka an, der seinen kleinen Speer schüttelte, und überlegte rasch, denn die Stunde war gekommen.

»Hilfe!« schrie ich. »Der König wird ermordet!«

Als ich das rief, wurde der Riedzaun zerrissen, und die Prinzen Umhlangana und Dingaan brachen hindurch, wie Bullen durch eine Hecke brechen,

Nun deutete ich mit meiner verdorrten Hand auf Chaka und sagte: »Dort steht euer König!«

Die beiden Prinzen rissen kurze Stoßspeere unter ihren Karossen heraus und stießen sie in Chakas Körper. Umhlanganas Speer drang in seine linke Schulter, Dingaans Speer in seine rechte Seite. Chaka ließ den kleinen Speer mit dem roten Schaft fallen und starrte die beiden an, so daß die Prinzen, seine Brüder, ängstlich vor ihm zurückwichen.

Dann sagte er: »Was! Ihr wollt mich ermorden, meine Brüder -Hunde meines eigenen Hauses, die ich gefüttert habe? Ihr wollt mich ermorden, um mein Land zu nehmen und darüber zu herrschen? Ihr werdet nicht lange auf meinem Platz sitzen! Ich höre das Geräusch vieler Schritte - Schritte von Füßen eines großen, weißen Volkes. Sie werden euch zertreten, Kinder meines Vaters! Sie werden über das Land herrschen, das ich erobert habe, und ihr und euer Volk werdet ihr Sklave sein!«

So sprach Chaka, während des Blut an ihm herabrann und zu Boden tropfte, und wieder blickte er sie an.

»Macht ein Ende, o ihr, die ihr Könige sein wollt!« schrie ich; aber ihre Herzen waren zu Wasser geworden, und sie konnten es nicht tun. Da sprang ich, Mopo, vor und nahm den kleinen Assegai mit dem roten Schaft vom Boden auf - denselben Assegai, mit dem Chaka Unandi, seine Mutter, ermordet hatte, und Moosa, meinen Sohn, und ich hob ihn empor, und während ich ihn emporhob, mein Vater, war wieder, wie in den Tagen, als ich jung war, ein roter Schleier vor meinen Augen.

»Warum willst du mich töten, Mopo?« fragte der König.

»Für Baleka, meine Schwester, der ich geschworen habe, es zu tun, und für alle meine Frauen und Kinder«, schrie ich und stieß den Speer tief in seine Brust. Er fiel zu Boden und lag sterbend auf seinem Ochsenfell. Noch einmal sprach er, und nur noch einmal, und er sagte: »Ich wünschte jetzt, daß ich auf die Stimme Nobelas gehört hätte, die mich vor dir gewarnt hat, du Hund.«

Dann schwieg er für immer. Ich aber kniete mich neben ihn und flüsterte in sein Ohr die Namen aller, die von meinem Blut waren, und die er getötet hatte - den Namen Makedamas, meines Vaters, den Namen meiner Mutter, den Namen Anadis, meiner Frau, den Namen Moosas, meines Sohnes, und die Namen meiner anderen Frauen und Kinder, und den Namen Balekas, meiner Schwester. Seine Augen und Ohren waren offen, und ich glaube, mein Vater, daß er noch sah und verstand; und ich denke, daß der Haß in meinem Gesicht, als ich meine verdorrte Hand vor seinen Augen schüttelte, ihm mehr Angst machte als der Schmerz des Todes.

Schließlich wandte er den Kopf ab, schloß seine Augen und stöhnte. Er war tot.

So, mein Vater, ging Chaka, der König, der größte Mann, der jemals im Zululand lebte, und der grausamste, durch meine Hand zu jenen Kraals der Inkosazana, in denen es keinen Schlaf gibt. Im Blut starb er, der im Blut gelebt hatte, denn der Kletterer fallt schließlich mit dem Baum, und der Schwimmer wird am Ende vom Fluß fortgetragen. Jetzt ging er den Weg, der für ihn flachgetreten war von den Füßen der Menschen, die er abgeschlachtet hatte, und es waren so viele wie Grashalme auf einem Berghang. Doch ist es eine Lüge, zu sagen - wie es manche tun -, daß er feige gestorben sei und um Gnade gewinselt habe. Chaka starb so, wie er gelebt hatte, als tapferer Mann. Ou! Mein Vater, ich weiß es, denn diese Augen haben es gesehen, und diese Hand war es, die sein Leben genommen hat.   - Henry Rider Haggard, Nada die Lilie. München 1980 (zuerst 1892)

Schlächter Afrikaner

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