chlacht   Einsmals wurde mein ObristLeutenant commandirt / eine Cavalcada mit einer starcken Parthey in Westphalen zu thun / und wäre er damals so starck an Reutern gewesen / als ich an Läusen / so hätte er die gantze Welt erschreckt / weil solches aber nicht war / muste er behutsam gehen / auch solcher Ursachen halber sich in der Gemmer Marck (das ist ein so genanter Wald zwischen Ham und Soest) heimlich halten; Damals wars mit den meinigen auffs höchste kommen / sie quälten mich so hart mit Miniren / daß ich sorgte / sie möchten sich gar zwischen Fell und Fleisch hinein logiren. Kein Wunder ists / daß die Brasilianer ihre Läus auß Zorn und Rachgier fressen / weil sie einen so drängen! Einmal! ich getraute meine Pein nicht länger zu gedulden / sondern gienge als theils Reuter fütterten / theils schlieffen / und theils Schildwacht hielten / ein wenig beyseits unter einen Baum / meinen Feinden eine Schlacht zu liefern / zu solchem End zog ich den Harisch auß / unangesehen andere denselben anziehen / wann sie fechten wollen / und fienge ein solches Würgen und Morden an / daß mir gleich beyde Schwerder an den Daumen von Blut triefften / und voller todten Cörper / oder vielmehr Bälg hiengen / welche ich aber nicht umbbringen mochte / die verwiese ich ins Elend / und ließ sie unter dem Baum herumb spatzieren. So offt mir diese Rencontre zu Gedächtnus kompt / beist mich die Haut noch allenthalben / natürlich als ob ich noch mitten in der Schlacht begriffen wäre. Ich dachte zwar / ich solte nicht so wider mein eigen Geblüt wüten / vornemlich wider so getreue Diener / die sich mit einem hencken und radbrechen liessen / und auff deren Menge ich offt im freyen Feld auff harter Erde sanfft gelegen wäre; aber ich fuhr doch in meiner Thyranney so unbarmhertzig fort / daß ich auch nicht gewahr wurde / wie die Kaiserl. meinen Obrist Leutenant chargirten / biß sie endlich auch an mich kamen / die arme Läus entsetzten / und mich selbst gefangen namen / dann diese scheuten meine Mannheit gar nicht / vermittelst deren ich kurtz zuvor viel 1000. erlegt / und den Titul eines Schneiders (sieben auff einen Streich) überstiegen hatte. Mich kriegte ein Dragoner / und die beste Beut die er von mir hatte / war meines Obrist Leutenants Küris / welchen er zu Soest / da er im Quartier lag / dem Commandanten zimlich wol verkauffte. Also wurde er im Krieg mein sechster Herr / weil ich sein Jung seyn muste. - Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen , Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch

Schlacht (2)  »Ein mir befreundeter Wissenschaftler, der mehrere Ballonreisen unternommen hat, versicherte mir, er habe einen Planeten entdeckt, der so klein gewesen sei, daß er ihn in zwanzig Minuten zu Fuß umrunden konnte. Kurz vor seinem Besuch hatte dort eine Schlacht stattgefunden, die ziemlich ungewöhnlich endete: die geschlagene Armee war Hals über Kopf geflüchtet und stand nach wenigen Minuten abermals der siegreichen Armee gegenüber, die nach Hause marschierte, und die war nun derart erschrocken, eingekesselt zu sein, daß sie auf der Stelle kapitulierte. Deshalb hatte sie natürlich die Schlacht verloren, obwohl sie in Wahrheit alle Soldaten der Gegenseite getötet hatte.«

»Getötete Soldaten können nich flüchten«, erhob Bruno Einspruch.

»›Getötet‹ ist ein Fachausdruck«, erläuterte Mein Herr. »Auf dem kleinen Planeten, von dem ich erzähle, waren die Kugeln aus weichem, schwarzem Stoff und markierten durch Berührung. So brauchte man nach der Schlacht nur zu zählen, wie viele Soldaten auf jeder Seite getötet- das heißt, ›am Rücken markiert‹ waren, denn die Zeichen auf der Vorderfront zählten nicht.«

»Dann konnten sie doch nur getötet werden, wenn sie wegrannten?« mutmaßte ich.

»Mein gelehrter Freund hatte eine bessere Idee. Er gab den Rat, die Kugeln andersherum um den Planeten zu schießen, um den Feind im Rücken zu treffen. Danach wurden die schlechtesten Schützen die besten Soldaten; und der allerschlechteste gewann stets den Ersten Preis.«

»Und wie hat man den allerschlechtesten ermittelt?«

»Nichts leichter als das! Sie wissen sicher, daß der beste Schütze das trifft, was genau vor ihm liegt; ergo trifft natürlich der allerschlechteste Schütze das, was genau hinter ihm liegt.«

»Auf diesem kleinen Planeten lebten ja merkwürdige Leute!« wunderte ich mich. - Lewis Carroll, Sylvie & Bruno. München 1986 (Goldmann 8552, zuerst 1889)

Schlacht (3) Er sah die Hexer der Abchasen erscheinen: Rittlings auf entwurzelten Bäumen, auf irdenen Krügen, Strohmatten, Wagenrädern, Ofenschaufeln und anderen Gerätschaften sitzend, flogen sie durch den Himmel. Sogleich erhoben sich von der entgegengesetzten Seite Hunderte von tscherkessischen Hexern in die Lüfte, mit zerzaustem Haar und gefletschten Zähnen; aus Augen, Ohren und Mund schössen flammende Strahlen hervor. Sie ritten auf Fischerbooten, Pferde- oder Ochsenskeletten, riesigen Kamelen; sie fuchtelten mit Schlangen, Drachen-, Bären-, Pferde- und Kamelschädeln herum. Die Schlacht dauerte sechs Stunden. An einem bestimmten Punkt begann es Teile der Reitgeräte vom Himmel zu regnen, so daß die Pferde scheuten. Sieben tscherkessische und sieben abchasische Hexer fielen auf den Boden herab, wo sie weiterkämpften und sich gegenseitig das Blut auszusaugen versuchten. Die Dorfbewohner kamen ihren Streitern zur Hilfe, indem sie die Feinde anzündeten. Mit dem Hahnenschrei lösten sich die Streitenden in Nichts auf. Der Boden war mit Leichen, Gegenständen, Tierskeletten übersät. - Carlo Ginzburg, Hexensabbat. Berlin 1990 (zuerst 1989)

Schlacht (4)  Die schlacht von Hastings entbrannte heftig. Herr Hastings persönlich leitete den kampf. Drei schichten leichen bedeckten den boden, zwischen den schichten lag jeweils eine scheibe schinken. Heldentum stieg in grossen wogen zu den wolken auf, sie drohten alle theater und schiffe zu verschlingen, die unter dem befehl von Hauptmann Hannibal und Leutnant Nelson entflohen.

Für ein edles soldatenherz war es herrlich anzusehen, wie der alte General Moltke die Mamelucken in die flucht schlug. Sie rannten und kreischten wie staatlich geprüfte tänzerinnen. Währenddessen unternahm der kleine feldwebel, der soeben von der schwaneninsel mit drei regimentern noch nicht unbekannter soldaten an land kam, einen heftigen angriff auf die phalanx der weissen elefanten des Cajus Gracchus.

Moltke begann, sich unter dem schutz der flotte von Coligny zurückzuziehen. Um 6 uhr morgens begannen 300 000 unserer tapferen gebirgsjäger, verstärkt durch die berühmten 68er und durch die kavallerie der unbesiegbaren mittelmeertruppen, den sturmangriff. Um sieben trafen unsere heroischen gelben teufel ein, dicht hinter ihnen unsere unbezähmbaren tiroler. Die fremdenlegion, die aus tausenden von hehren fremdlingen bestand, hatte alle ihre fremden verloren. An ihre stelle hatte der General Hernan Cortes unsere furchtlose ehrenlegion gesetzt.

Die kanone donnerte, eine sintflut von kugeln fiel seit vierzig tagen und vierzig nächten, eine mauer von Dicken Bertas rückte langsam dem zentrum der welt entgegen. Diese mauer war mit fresken und basreliefs der ägyptischen grossen epoche und einigen historischen schlachtenbildern verziert, um die begeisterung unserer tapferen soldaten zu wecken. Mit hilfe schneller aufzüge stieg man bis zum höhepunkt der parabel, die von unseren kugeln beschrieben wurde, und konnte von dort die fürchterliche wirkung beobachten, die unser dichter beschuss in den feindlichen linien verursachte. Kleine pantheons schwebten in der luft, und auf den marmorgräbern sah man frische kränze und blumensträusse liegen.  - Hans Arp, Vicente Huidobro: Der gefesselte Storch. Elsässische patriotische Novelle. Nach (huarp)

 

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